: Stasi-Puzzle wird gelöst
Ein Computerprogramm soll helfen, bis 2010 Millionen Papierschnipsel wieder zu Stasi-Akten zusammenzusetzen
BERLIN dpa ■ Zerrissene Stasi-Akten sollen von 2010 an per Computer rekonstruiert werden. Die Entwicklung des elektronischen Puzzles komme gut voran, sagte Projektleiter Bertram Nickolay vom Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik. Das Pilotprojekt im Auftrag der Bundesbehörde für die Stasiunterlagen wurde im April 2007 begonnen. Der Bundestag hat dafür etwa 6 Millionen Euro bereitgestellt.
„Der Computer kann schon Farben und Risskanten der Schnipsel erkennen, jetzt muss die Zuordnung von Schriften und Inhalten entwickelt werden“, sagte Nickolay zu dem nach seinen Angaben weltweit einmaligen System. Mit dem Projekt soll zunächst die zerrissene Hinterlassenschaft des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) aus 400 Säcken am Computer zusammengesetzt werden.
Doch das ist nur ein kleiner Teil: Bürgerrechtler konnten im Herbst 1989 Tausende Säcke mit Stasi-Papierschnipseln vor der endgültigen Vernichtung retten. Derzeit lagern bei der Stasiunterlagen-Behörde noch mehr als 15.000 Säcke. Stasi-Offiziere hatten zum Schluss Akten per Hand zerrissen, weil die Reißwölfe heißgelaufen waren. Bis zu 600 Millionen Schnipsel sind nach Schätzungen in den sichergestellten Behältnissen.
Bislang sei in dem Projekt der Inhalt von 40 Säcken digitalisiert, aber noch nicht zusammengesetzt. „Wir sind zuversichtlich, dass wir den Gesamtprozess vom Griff in den Sack bis zur zusammengesetzten Seite hinbekommen“, sagte Nickolay. Nach Angaben von Joachim Häußler, der bei der Stasiunterlagen-Behörde für das Projekt verantwortlich ist, soll nach der technischen Rekonstruktion der einzelnen Seiten aus den 400 Säcken der Inhalt in 15 bis 18 Monaten erschlossen und zugeordnet werden. Man erhoffe sich daraus anderem Informationen aus der Auslandsspionage der Stasi.
Ob und wie nach dem Pilotprojekt die elektronische Zusammensetzung von Schnipseln weitergehe, müsse der Bundestag entscheiden, hieß es in der Birthler-Behörde. Daneben werde die Rekonstruktion von Papieren per Hand im bayerischen Zirndorf fortgesetzt. Sie gilt jedoch als extrem aufwendig.