: Chefsessel im Hörsaal
Die Uni Bremen präsentiert einen neuen Studiengang. Zielgruppe: zahlungskräftige Firmenlenker in spe
taz ■ „Soft skills“ sind gefragt: soziale Intelligenz, Kommunikationstalent, Führungsstärke. Ein neuer Master-Studiengang der Bremer Uni soll aus ungehobelten Rudelführern in der freien Wirtschaft einfühlsame und allseits flexible Vorgesetzte machen. Auf Neudeutsch: „Leadership and Organisational Development“.
Zur offiziellen Eröffnung des Studiengangs unterbrach Bildungssenator Willi Lemke (SPD) gestern extra die Koalitionsverhandlungen und schwärmte vor Professoren und Firmenvertretern in der Handelskammer von dem „Konzept des lebenslangen Lernens und den positiven Auswirkungen für den Standort Bremen.“ Das neue Angebot ist ein Gemeinschaftsprojekt der Uni Bremen und acht Unternehmen, darunter Daimler Chrysler, Airbus und die BSAG.
Für viele dürfte das Studium allerdings kaum erschwinglich sein. 5.200 Euro kassiert die Uni in jedem der vier Semester von jedem Teilnehmer. „Dafür bieten wir auch einen systematischen, individuell zugeschnittenen Unterricht“, sagt Birgit Volmerg, Professorin für Human- und Gesundheitswissenschaften. In dem interdisziplinären Studiengang arbeiten die Studierenden in Kleinstgruppen, Projekten und Vertiefungskursen und sollen dabei das Einmaleins der modernen Unternehmensführung erlernen.
Trotz der hohen Kosten sorgt sich niemand, dass zu wenig Studenten zusammenkommen. Denn praktischerweise schicken alle beteiligten Firmen selbst ein bis zwei ihrer leitenden Mitarbeiter in den Hörsaal. Bei einer maximalen Teilnehmerzahl von 20 Leuten ist der Studiengang schon jetzt fast ausgebucht. „Alle anderen Interessenten müssen wir auf den nächsten Durchgang vertrösten, der in zwei Jahren anfängt“, sagt Birgit Volmerg. Doch es geht auch einfacher und vor allem günstiger. Private Einrichtungen wie die Fern-Uni in Darmstadt bieten inhaltlich ähnliche Kurse: „Mitarbeiter führen und motivieren“ kostet in Darmstadt etwa 700 Euro pro Semester – immerhin 4.500 Euro weniger als in Bremen. TW