Angst bei Aventis

Deutsche Beschäftigte demonstrieren für ihre Jobs. Millionen-Abfindung für Aventis-Chef Igor Landau

BERLIN taz ■ Nachdem nun auch die Europäische Kommission grünes Licht für die Fusion der beiden Pharma-Konzerne Aventis und Sanofi-Synthelabo gegeben hat, haben gestern mehrere tausend Beschäftigte von Aventis Pharma Deutschland in Frankfurt protestiert. Sie forderten einen Vertrag zur Beschäftigungssicherung an den deutschen Standorten. In Deutschland hat der Konzern 9.000 Arbeitsplätze. „Wir erwarten ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland“, sagte der Frankfurter Aventis-Betriebsrat Michael Klippel auf der Kundgebung. Aventis-Personalvorstand und Deutschland-Geschäftsführer Heinz-Werner Meier behauptete dagegen: „Die Arbeitsplätze in Deutschland sind sicher.“

Über das Schicksal von Igor Landau, Chef des Straßburger Aventis-Konzerns, hat der Aufsichtsrat unterdessen schon entschieden: Er wird mit einem so genannten goldenen Handschlag verabschiedet. Zur Höhe seiner Abfindungen gibt es bislang unterschiedliche Angaben. Während verschiedene Medien einen Betrag von 25 Millionen Euro meldeten, machte der Aventis-Konzern in einer Mitteilung vom März Angaben, die auf eine Entschädigung in Höhe von rund 13 Millionen Euro schließen lassen. Landau selbst äußerte sich dazu nicht.

Die Führungsspitze von Aventis ist nicht dazu verpflichtet, der Öffentlichkeit Auskunft über die Abfindungshöhe zu geben. Abfindungen müssen nicht im Geschäftsbericht ausgewiesen werden. Ein Mitarbeiter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisiert die mangelnde Transparenz dieser Regelung. Auch gibt es für die Höhe von Abfindungen keinerlei Beschränkungen. Das Aktienrecht schreibt nur vor, dass die Abfindung „der Unternehmenssituation angemessen“ und „im Sinne der (Aktien-)Gesellschaft“ sein muss.

Es ist durchaus üblich, Führungspersonal zweistellige Millionenbeträge als Entschädigung für den Verlust ihres Arbeitsplatzes zu zahlen. So genießt zum Beispiel der ehemalige Chrysler-Chef Robert Eaton nach der Fusion mit Daimler-Benz eine millionenschwere Abfindung von mindestens 24 Millionen Dollar. Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser erhielt nach der Übernahme durch Vodafone rund 30 Millionen Euro. Abfindungen in dieser Höhe sind allerdings umstritten. Zurzeit muss sich Esser vor dem Düsseldorfer Landgericht dem Vorwurf der Untreue stellen.

MICHAELA KRAUSE