Immer dazwischen

Informationen für türkische Eltern behinderter Kinder bietet ein neuer Ratgeber der Lebenshilfe

Bremen taz ■ „Unser Kind ist ein Geschenk“. So ist eine schmuck bebilderte, edel gedruckte und gerade erschienene Dokumentation der Bundesvereinigung Lebenshilfe betitelt. Gemeint ist: Unser Kind ist auch eine Belastung. Es geht um geistig behinderten Nachwuchs türkischer Familien.

Auf 100 Seiten erzählen Betroffenen, wie sie gegen ihre „vielfache Ausgrenzung“ kämpfen, so gestern Bremens Lebenshilfe-Geschäftsführer Andreas Hoops bei der Buch-Vorstellung. Sprachliche Barrieren, eine andere Kultur, falsche Scham führten zu stärkerer Isolation als bei deutschen Müttern. Daher könnten die behinderten Kinder nicht optimal gefördert, die Eltern nicht optimal beraten werden.

Mehlahat Isik erläutert das an ihrer Lebensgeschichte. Im 5. Monat der Schwangerschaft wurde ihrem Kind ein Wasserkopf diagnostiziert. Aus religiösen Gründen kam ein Schwangerschaftsabbruch nicht in Frage. Eine Operation des Neugeborenen wurde ebenfalls abgelehnt. Aufgrund fehlender Deutschkenntnisse konnte darüber nur in der türkischen Gemeinschaft gesprochen werden, in der ein Junge, der dem Männlichkeitsideal nicht entspricht, eh schon ein Problem ist.

Um an diese Mütter heranzukommen, soll mit dem Buch ein „niederschwelliges Angebot“ bereit stehen, so Hoops. Da dies aber fünf Euro kostet, was die Schwelle etwas erhöht, wird jetzt auch ein türkischer Gesprächskreis kostenlos eingerichtet. Leiterin ist Isiks Tochter Seyda, eine Sozialpädagogin.

Bisher nutzen 70 türkische Familien die Angebote der Bremer Lebenshilfe. Von den 170 Mitarbeitern im ambulanten Bereich seien derzeit zehn türkisch- und zwei arabischsprachig, hieß es.fis

Buchbestellungen und Anmeldungen für den türkischsprachigen Gesprächskreis bei Kirsten Lüpke: ☎ 38777-63. Mail: luepke@lebenshilfe-bremen.de