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Bjørn Lomborg: „Klimapolitik ist viel zu teuer“

Dänischer Umweltexperte will lieber unbewohnbar werdende Gebiete entsiedeln. Konferenz und Gegenkonferenz

KOPENHAGEN taz ■ Die Menschheit kann es sich nicht leisten, von Folgen der Umweltsünden bedrohte Kulturen zu retten. So lautet die jüngste Ansicht des dänischen „Umweltgurus“ Bjørn Lomborg. Es sei doch wohl billiger, Menschen auf den Malediven, Tuvalu oder in Bangladesh zu evakuieren, als gegen den klimabedingten Anstieg der Weltmeere zu kämpfen.

Wegen solcherlei Ansichten feiern Zeitschriften wie Economist oder Time Bjørn Lomborg als der Mann mit dem wichtigsten ökologischen Neuansatz der letzten Jahre. Seine Gegner halten ihn für einen verantwortungslosen Scharlatan. Für Rajendra K. Pachauri etwa, Chef des UN-Klimaforums IPPC, besteht kein Unterschied in Lomborgs Menschenbild und dem Hitlers.

Mit seinem Buch „Apocalypse? No!“ war Lomborg vor zwei Jahren in die Schlagzeilen gekommen. Lomborg ist nicht nur Umweltratgeber der dänischen Regierung, er wurde von ihr auch zum Chef eines neuen Umweltinstituts ernannt. Für Lomborg existieren die meisten Umweltprobleme nur im Kopf von „Umweltaktivisten“, die ein Haupthindernis für effektive Umweltpolitik sind. Ende Februar verglich er in einer Rede vor dem konservativen britischen „Adam Smith Institute“ die Umweltorganisationen mit Straßenräubern, die ihren Opfern die Pistole an die Schläfe setzten, um Geld zu erpressen.

„Wir müssen Prioritäten setzen“, kritisiert Lomborg die Versuche zur Reduzierung des weltweiten CO2-Ausstoßes als Geldverschwendung: „Für das, was das Kioto-Abkommen in einem Jahr kostet, können wir allen Menschen der Erde ein für allemal sauberes Wasser und ein Abwassersystem liefern. Damit verhindern wir jährlich zwei Millionen Tote und eine halbe Milliarde ernsthaft Erkrankte.“ Jetzt hat Lomberg zu einer internationalen Umweltkonferenz nach Kopenhagen eingeladen. Auf dem „Copenhagen Consensus“ sollen vom 24. bis 28. Mai neun Wirtschaftswissenschaftler „weltweite Prioritäten neu definieren“. Ihre Aufgabe: 50 Milliarden Dollar – die jährliche Summe an Entwicklungshilfegeldern – in zehn ausgewählten Problembereichen (zum Beispiel Klima, Hunger, Migration, Krankheiten) so einzusetzen, dass diese den größten „globalen Nutzen“ bringen. Nachdem Lomborg die Konferenz angekündigt hatte, sind fünf der sieben Vorstandsmitglieder des Instituts für Umweltbewertung zurückgetreten – aus Protest.

Als Reaktion auf Lomborgs Konferenz findet in Kopenhagen nun zeitgleich die Gegenkonferenz „Global Conscience“ statt. Thema: eine „tragfähige Entwicklung“. Sie wird vom Dänischen Umweltrat, von Attac, Le Monde Diplomatique und anderen Umweltorganisationen veranstaltet. Gäste sind unter anderen Klaus Töpfer, Direktor des UN-Umweltprogramms Unep, EU-Umweltkommissarin Margot Wallström und die indische Umweltforscherin Vandana Shiva. REINHARD WOLFF

www.copenhagenconsensus.com www.ecocouncil.dk

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