: Fritz Schramma auf Taubenjagd
Weil die Schutznetze unter Kölns Eisenbahnbrücken die Vögel nicht abhalten, sucht der OB mit Tierschützern nach neuen Wegen, der Taubenplage und ihrem Kot Herr zu werden
KÖLN taz ■ Im Herbst des letzten Jahres hatte Oberbürgermeister Fritz Schramma noch stolz verkündet, die neuen Anti-Tauben-Netze an Kölns Eisenbahnbrücken seien besonders tierfreundlich. Eine Bürgerinitiative und der Kölner Tierschutzverein meinen nun offenbar das Gegenteil. „Es hat bei uns Beschwerden gegeben, dass Tiere dort jämmerlich verenden“, bestätigte Ralf Unna vom Tierheim Zollstock auf Anfrage der taz.
Die Netze waren seinerzeit als Neuerung vorgestellt worden, weil durch sie der Einsatz von Gift oder gefährlichen Stacheln nicht mehr nötig sein sollte. Schramma hatte Bürgerbeschwerden über Taubenkot auf den Gehwegen unter den Brücken aufgegriffen und beim Anbringen des ersten Netzes medienwirksam selber mit Hand angelegt. Mit Unterstützung der Abfallwirtschaftsbetriebe wollte der CDU-Politiker Schramma so einen weiteren Schwerpunkt in Sachen „Sauberkeit in Köln“ setzen.
An mindestens zwei Brücken aber ließen sich die Maschen kaum richtig und lückenlos befestigen. So wurde an der Maybachstraße und an der Marzellenstraße beobachtet, dass Vögel in die Netze hinein geflogen sind. Dort haben sie sich dann verfangen und konnten sich nicht mehr befreien. „Die Tauben haben sich im Todeskampf oft die Beinchen abgerissen und sind qualvoll verhungert“, berichtete Unna.
Die Bürgerinitiative drohte daraufhin der Stadt Köln und der beauftragten Privatfirma mit einer Klage. Vom Kölner Tierschutzverein hieß es, dass die undichten Netze Tierquälerei seien und deshalb gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. In einem Krisengespräch wurde die Situation jetzt erörtert. Vertreter der Stadtverwaltung, der Firma sowie der Bürger und des Tierschutzvereins diskutierten über mögliche Alternativen.
Offenbar scheinen die Netze an manchen Brücken zu funktionieren, während sie an einzelnen Bauwerken einfach nicht dicht zu kriegen sind. Nun wurde seitens der Stadt versichert, dass die Netze innerhalb der nächsten vier Wochen nachgebessert werden. Sollten dann aber weitere verendete Tiere gefunden werden, wollen die verärgerten Bürger tatsächlich vor Gericht ziehen. Frank Überall