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Archiv-Artikel

„Arnie“ auf der Airbase

Der kalifornische Gouvernator Arnold Schwarzenegger besucht US-Soldaten in Ramstein. „Ich habe nur geschauspielert. Ihr seid die wahren Action Heroes!“

RAMSTEIN taz ■ Ein paar Soldatinnen kreischten ein bisschen. Und einige GIs der 86. US-Airlift-Wing (AW) Germany in dem gigantischen Hangar auf der Base in Ramstein riefen laut: „Hallo, Arnie!“ Oder: „Hey, Terminator!“ Für sie ist Arnold „Arnie“ Schwarzenegger, der neue Gouverneur von Kalifornien, der am Montagabend zu einem Kurzbesuch auf der Airbase und in der US-Klinik in Landstuhl in die Pfalz gekommen war, noch immer der Actionfilmstar aus Hollywood – und nicht der Spitzenpolitiker aus Los Angeles. Und „Arnie“ ist das auch ganz recht.

Breitbeinig wie einst John Wayne stiefelt er in den mit rund 300 GIs nicht ganz voll besetzten Hangar und sagt den Soldatinnen und Soldaten, die ansonsten im Schichtbetrieb dafür sorgen, dass die US-Transportmaschinen pausenlos mit Menschen und Material für die Einsätze auf dem Balkan, in Afghanistan oder im Irak beladen werden, was sie hören wollten: „Ich habe den Terminator nur geschauspielert. Ihr Soldaten aber seit die wahren Helden; die Action Heroes der Wirklichkeit.“ Der Beifall der GIs ist ihm sicher.

Und viel mehr hat Schwarzenegger dann auch nicht zu sagen. Fleißig schreibt er Autogramme und lässt sich anfassen. Die Muskelberge, die der vor 56 Jahren in Graz in Österreich geborene ehemalige Bodybuildingweltmeister noch in seinem Erfolgsfilm „Conan der Barbar“ zur Schau trug, sind fast alle auf Normalmaß geschrumpft, aber der „Gouvernator“ ist noch immer ein Bär von einem Mann. Als die Show im Hangar nach knapp einer Stunde vorbei ist, verspricht „Arnie“ den GIs im breitesten Englisch mit einem lustigem österreichischem Akzent: „I’ll be back soon!“ Und einige Soldaten aus Sunny California glauben tatsächlich, dass ihr Gouverneur dann als Präsident zurück nach Ramstein kommt – im Jahre 2008.

Anderen ist der Auftritt von „Arnie“ ganz egal. „I come from Texas and that guy do not impress me much!“, sagt ein schwarzer GI vor dem Maingate, der an seinem Auto herumfummelt, in Anspielung auf eine Textzeile aus einem bei den Soldaten aktuell beliebten Song. Actionfilme seien nie sein „Ding“ gewesen, sagt er dann noch. Er stehe mehr auf Hirn – und weniger auf Muskeln. Aber den Kameraden aus Kalifornien gönnt er das „Spektakel“ natürlich.

Abgeschottet von der Öffentlichkeit besuchte Schwarzenegger dann noch das größte US-Hospital außerhalb der Vereinigten Staaten in Landstuhl. Das medizinische Personal im so genannten Fisher House für verwundete oder traumatisierte Soldaten besteht ausschließlich aus Kaliforniern. Ihnen dankte der Gouverneur, der von seiner ersten Auslandsreise in den Nahen Osten in die Pfalz kam, für ihren „beispiellosen Einsatz“. Am Nachmittag war dort ein nach Ramstein ausgeflogener 43 Jahre alter US-Bürger mit einer Schusswunde am Arm eingeliefert worden, der im Irak als Angestellter der Zivilverwaltung vor drei Wochen gekidnappt worden war und am vergangenen Wochenende seinen Peinigern entkommen konnte.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT