kulturpolitik : Flierl zwischen den Fronten
Interpretiert man das Signal von Kultursenator Thomas Flierl nach der Sparklausur für den Haushalt recht, dann hat man ihm beziehungsweise der Opernreform wohl das Messer an die Kehle gesetzt. Man muss es so drastisch sagen, beweist doch der Appell von Kultursenator Flierl in Richtung Bund nicht mehr und nicht weniger, als dass Berlin selbst weder einen Euro zusätzlich noch die Verantwortung für das Opernrefomkonzept zu tragen bereit ist. Im Klartext: Der Kulturhaushalt des Landes wird, entgegen den Ankündigungen vor der Wahl, weiter filetiert. Springt der Bund nicht bei, droht die Fusion der großen Bühnen Unter den Linden und an der Bismarckstraße. Finanzsentor Sarrazin und Teile der kulturfeindlichen Wowereit-Administration sind fähig, jetzt die Bombe platzen zu lassen.
Kommentrar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Zugleich spielt Flierls Forderung an Staatsministerin Christina Weiss darauf an, nicht von verabredeten Summen abzugehen und der Hauptstadtkultur insgesamt unter die Arme zu greifen. Denn fatal wäre, wenn nicht nur das Land und seine Anti-Akteure, sondern auch der Bund die Sparzwänge dazu nutzten, die nötigen Mittel ad infinitum zu verweigern.
Der Kultursenator kämpft nun an zwei Fronten zugleich. Hier der Berliner Finanzsenator, dort der nicht genehmigte Bundesanteil samt Herrn Eichel. Ein Jahrhundertprojekt wie die Opernstrukturreform und die neu zu regelnden Hauptstadtkulturaufgaben stehen davor, zerrieben zu werden – geschieht kein Wunder oder werden Zusagen eingelöst.
Zugleich verweist der Flierl-Appell noch darauf, dass außer der Zusage des Bundes ihm noch etwas anderes fehlt und Sorge bereitet. Nämlich das Bekenntnis des Landes selbst zu seinen Opernhäusern und der Kultur. Davon muss auf der Klausurtagung nicht die Rede gewesen sein. Die Haltung „Ist uns doch egal“ wird den Bund nicht zu mehr animieren.