: Scharon lobt Exekution Kawasmehs
Israels Premier nennt Tötung des Hamas-Führers Kawasmeh in Hebron eine gelungene Sache. Aktion sei für die Sicherheit Israels „notwendig“. Hamas-Sprecher kündigt umgehend Rache an. Verhandlungen über Teilrückzug Israels in Endphase
aus Jerusalem SUSANNE KNAUL
Mit Genugtuung kommentierte Israels Premierminister Ariel Scharon gestern die Tötung von Abdullah Kawasmeh, einem Hamas-Führer in Hebron. Die „gelungene Aktion“ sei für die Sicherheit der israelischen Bürger „notwendig“ gewesen, sagte der Premier vor dem Kabinett in Jerusalem. Im Gaza-Streifen erschossen Soldaten zudem einen palästinensischen Zivilisten, weil er sich „verdächtig verhielt“.
Abd-el Asis Rantisi, Hamas-Sprecher in Gaza, kündigte an, dass der Tod Kawasmehs „bestraft werden wird“. Der palästinensische Premierminister Mahmud Abbas (Abu Masen) beendete unterdessen seine Verhandlungen mit den militanten Palästinenserorganisationen über eine befristete Feuerpause, er rechnet in Kürze mit einer Entscheidung der Oppositionsfraktionen.
Nach Auskunft der israelischen Armee sei zunächst versucht worden, Kawasmeh zu verhaften. Dies sei jedoch gescheitert, nachdem der Hamas-Aktivist das Feuer auf die Soldaten eröffnet hätte. Augenzeugen in Hebron berichteten dagegen, dass etwa 15 israelische Grenzpolizisten in Zivilfahrzeugen vor einer Moschee gehalten und umgehend das Feuer auf Kawasmeh eröffnet hätten.
Erst am vergangenen Freitag hatte US-Außenminister Colin Powell an Israel appelliert, bei militärischen Maßnahmen die „Folgen für den Friedensprozess“ zu kalkulieren. Die USA verurteilten den versuchten Mordanschlag auf Rantisi in der vorvergangenen Woche. Gleichzeitig zeigen sie Verständnis für die Exekution so genannter Zeitbomben – gemeint sind Attentäter, die sich unmittelbar auf dem Weg zu ihrer Mission befinden. Die Exekution Kawasmehs macht einmal mehr deutlich, dass Israel unter „Zeitbomben“ nicht nur die Täter, sondern auch deren Hintermänner versteht.
US-Außenminister Powell traf am Sonntag im jordanischen Amman mit Vertretern der UN, EU und Russlands zusammen, die gemeinsam mit den USA den Dreistufenplan zum Frieden, „Roadmap“, formuliert hatten.
Jassir Abed Rabbo, palästinensischer Minister für Regierungsangelegenheiten, nannte die jüngste Operation einen „Beweis dafür, dass Israel alles daran setzt, die Verhandlungen um eine Feuerpause scheitern zu lassen“. Angesichts der großen Sympathie, die die Hamas in der palästinensischen Bevölkerung genießt, schreibt Dani Rubinstein von der liberalen israelischen Tageszeitung Ha’aretz, würde Abu Masen einen „zivilen Aufstand“ riskieren und möglicherweise „alles verlieren“, wenn er „zu diesem Zeitpunkt gewaltsam gegen die Hamas vorgeht“.
Unterdessen gehen die Vorbereitungen für einen Truppenabzug aus dem nördlichen Gaza-Streifen und Bethlehem in die Endphase. „Wir sind bereit, die Kontrolle zu übernehmen, wo immer die israelische Armee abzieht“, erklärte Abu Masen am Wochenende. Mohammed Dahlan, Minister für Innere Sicherheit, forderte den Truppenabzug noch vor Ankunft von US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, die am kommenden Wochenende in der Region erwartet wird.