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Archiv-Artikel

This is not Karaoke

Sonne im Herzen: Die „Tiger Tunes“ werden von „Wir sind Helden“ und Kronprinz Frederik gleichermaßen geliebt

Dänemark macht sich breit auf der Poplandkarte. Allerlei Bands schwappen in den letzten Monaten über die Grenzen des kleinen Königreiches. Doch nicht als schreiend penetranter Überhype, sondern auf eine angenehm unaufdringliche Weise. Bei kleinen Clubkonzerten erspielen sie sich arbeitsam eine Liebhaberschaft. Hallo, hier sind wir, hört ruhig mal zu!

Das beschauliche Städtchen Aarhus etabliert sich dabei als Heimstätte einer quirligen Musikszene, wenn nach den kürzlich beklatschten Junior Senior nun deren befreundete Kollegen von den Tiger Tunes für beträchtliches Aufsehen außerhalb Dänemarks sorgen. Die Sonne im Herzen, tragen sie eine gutlaunige Mixtur aus Funpop, Indiegitarrenzeug und Elektronika hart am Dissonanten vor. Nasale Stimmen gibt es in ihren Liedern, leise E-Gitarren, ein dosiges Schlagzeug, ein strenger Elektrobass, eine hoch dahinfiedelnde Orgel und als Krönung der putzigen Melange lustige Pieps-Melodien, die an alte Jump & Run-Daddelspiele vom C 64 erinnern. „This is not Karaoke / this is Rock‘n‘Roll“, singen sie dann in der Single Foolio, ein putziger Lalala-Kinderchor stimmt dem gerne zu.

Wirkt die ganze Schose zu ironisiert und albern, haben sie kratzige Gitarren und verzerrte Gesänge parat. Es gibt Lieder über die Plagen eines Fisches oder Meskalin-Trips, eins heißt schlicht „Kirsten Is A F***-Machine“. Offensichtlich haben die sechs Jungspunde noch die 80er im Gehörgang. Vieles erinnert an die kurz gefassten Melodien von The Smiths oder die Gesangsbögen eines Robert Smith von The Cure. Hungrig frühstücken sie ordentliche Happen der Größen vergangener Zeiten weg.

Und werden allerorten geliebt für diesen geschickten Jugendstreich: Sie errangen Platz eins der dänischen Indie-Charts und holten sich den dort wichtigsten Musikpreis „Steppeulven Award“. Die deutschen Überflieger Wir Sind Helden griffen gezielt zu und ließen die Tiger Tunes als Vorband auftreten. Beim diesjährigen Roskilde-Festival sind sie für die große „Orange Stage“ gebucht worden.

Der britische DJ-Pate John Peel lobte Tiger Tunes in seiner Sendung ins Unermessliche, etwas erdiger geht es Frederik an, der schneidige Kronprinz von Dänemark. Es sei seine Lieblingsband, verkündet er. Rebellisch trägt der Kampfschwimmer und Wettsegler schon mal den Tiger-Button am Jackenrevers spazieren. Eine wahrhaft königliche Haus- und Hofband also. Volker Peschel

„Tiger Tunes“: heute, 20 Uhr, Bremen, Tower; morgen, 21 Uhr, Hamburg, Tanzhalle