: Chinawochen im Senat
Seit Ole von Beust regiert, hat das Reich der Mitte Konjunktur in Hamburg. Für gute Wirtschaftskontakte wird alles getan
Hamburg taz ■ Dass Hamburg sich plötzlich wieder seiner chinesischen Historie entsinnt, kommt nicht von ungefähr: China hat Hochkonjunktur in der Stadt, seit Ole von Beust (CDU) und sein Senat regieren. Der Bürgermeister sieht eines seiner Hauptziele darin, die Beziehungen zwischen Hamburg und China vor allem auf wirtschaftlichem Sektor zu intensivieren. Dabei haben kulturelle und historische Veranstaltungen, die das Thema China behandeln, durchaus gewollt flankierenden Charakter.
Die erste längere Auslandsreise des Bürgermeisters nach Amtsantritt führte ihn nach Shanghai. Wenn irgendwo in der Stadt chinesische Unternehmer weilen, sind von Beust und sein Wirtschaftssenator Gunnar Uldall nicht weit. Von Beust hat im Vorjahr eine so genannte Task Force installiert, in der Mitarbeiter der Senatskanzlei und der Wirtschaftsbehörde die Beziehungen nach Fernost pflegen. Das Thema genießt allererste Priorität im Rathaus, und das hat natürlich handfeste wirtschaftliche Gründe.
Der Zukunftsmarkt China vor allem in der Hafenpolitik ist es, der es dem CDU-Senat angetan hat. Schon jetzt gilt Hamburg als wichtigster Handelspartner der chinesischen Häfen in Europa. China Shipping ist das erste namhafte asiatische Unternehmen, das sich in der entstehenden Hafencity, dem städtebaulichen Vorzeigeprojekt der Stadt, niederlassen will. Der Vertrag über die neue Europazentrale der Großreederei wurde im Vormonat unterzeichnet.
Das Thema Menschenrechte wird unter diesen Aspekten entsprechend niedrig gehängt. Bei seiner Visite im Reich der Mitte hat von Beust es wohlweislich vermieden, das Thema offiziell anzusprechen. Zu viel hängt für die Wirtschaft der Hansestadt davon ab, dass die chinesischen Handelspartner nicht verstimmt werden. Tibet-Initiativen in Hamburg haben im Moment beim Senat wenig Gehör. Weit besser geht es da zurzeit der Hamburger China-Gesellschaft, die mit ihren Angeboten von Tuschemalerei bis Kochkursen prominent auf der offiziellen Website der Stadt promotet wird.
Die nächste Interkontinentalreise des Bürgermeisters ist schon in Planung. Das Ziel: Natürlich China. PETER AHRENS