Fehlende Worte

Behörde will Schließung des größten Frauenhauses auffangen. Heftige Kritik daran bleibt bestehen

„Die Streichung der 44 Plätze im ersten Frauenhaus Hamburgs ist durchaus vertretbar“, verteidigt Anika Wichert, Sprecherin von Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU). Drei Maßnahmen sollen die entstehende Lücke in der Versorgung misshandelter Frauen auffangen: Der Aufenthalt in Frauenhäusern werde grundsätzlich auf drei Monate beschränkt. Entlastung bringe auch die Ende 2003 eingerichtete Beratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt. Zudem dürfen abgelehnte Asylbewerberinnen mit Duldung ab 2005 nicht mehr in Frauenhäusern unterkommen. Für diese würden extra Plätze geschaffen, wie viele und in welcher Form sei noch unklar.

„Mir fehlen die Worte“, sagt Petra Schlesiger vom völlig ausgelasteten ersten Frauenhaus. Im vergangenen Jahr hätten 401 Frauen und Kinder dort Zuflucht gesucht. Schon in den ersten Monaten dieses Jahres sei die Zahl der Frauen im Vergleich um zehn Prozent gestiegen. Und dies trotz neuer Beratungsstelle und der Einführung des Wegweisungsgesetzes, das gewalttätige Männer für zehn Tage aus der gemeinsamen Wohnung weist – Maßnahmen, die die Frauenhäuser eigentlich entlasten sollten.

Nach Angaben der Häuser bleiben die Frauen durchschnittlich nur 1,85 Monate bei ihnen. Eine Einschränkung der Verweildauer setze also kaum Plätze frei. Und unter den 1.500 Schutz suchenden Frauen im Jahr befänden sich nur etwa zehn mit einer Duldung, sagt Verena Lappe, Frauenpolitikerin der GAL. Die erneuten Kürzungen nannte sie einen „Schlag ins Gesicht der Frauen“. Stephanie Janssen