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Archiv-Artikel

wochenübersicht: konzert Daniel Wiese hört auf den Sound der Stadt

Campbell und Parchment, Casino, 22 Uhr
Sven Ake Johansson, Sophensæle, 2. und 3. Juli, 21 Uhr

Berlin brummt nicht, Berlin hämmert. Presslufthämmert den lieben langen Tag, dazu mischen sich die Geräusche der einfahrenden U-Bahnzüge. Wozu braucht man noch Konzerte, wenn Musik überall ist? Manche Komponisten haben sich das auch schon gedacht, doch davon später. Zuerst das Wochenende. Samstag: schwere Entscheidung. Sehr interessant hört sich zum Beispiel der Chor „Don Bleu“ im Stadtbad Oderberger Straße an. „In seinem Programm ‚Essen und Schlafen‘ widmet er sich den Basisdingen des Lebens: essen und schlafen“, heißt es in der Ankündigung. Als Special Guest wird ein französischer Fünfsternekoch erwartet. Schlemmen im stillgelegten Stadtbad, das hat doch was. Andererseits verpasst man dann das schöne Sommerfest im Podewil, bei dem ab 18 Uhr 60 Künstler auftreten, darunter die Kultband Califone aus Chicago und die „singende Tellermiene“ Palma Kunkel. „Singende Tellermine“ klingt gut. Danach könnte man vielleicht noch im Casino am Ostbahnhof vorbeischauen, wo Dexter Campbell und Sanford Parchment aus Kingston, Jamaika auflegen. Ska ist nicht jedermanns Ding, schon klar, aber hier handelt es sich um seltene Exemplare der Gattung DJ: Campbell begann seine Karriere in den 50er-Jahren auf dem Grammofon, das im Gemüseladen seines Onkels stand, Kollege Parchment ist auch nicht viel jünger. Könnte lustig werden. Doch zurück zu den Geräuschen, die in der Luft liegen, und damit zur ernsten Musik. In den Sophiensælen wird nämlich am Mittwoch und Donnerstag der Geburtstag des Performers und Komponisten Sven-Åke Johansson gefeiert. Johannson beschäftigt sich unter anderen mit klingenden Telefonbüchern, bespielbaren Pappkartons und dem Phänomen des „staubigen Klangs“. Okay, das ist dann noch ein bisschen besser als die Geräusche, die die Stadt von selbst macht.

Sommerfest im Podewil, 28.6., ab 18 Uhr
„Essen und Schlafen“, Stadtbad Oderbergerstraße, 28.6., 20 Uhr