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Archiv-Artikel

Nachhaltig für das Alter vorsorgen

Studie des Öko-Instituts „Private Altersvorsorge – auf dem Weg zur Nachhaltigkeit?“ will einen Wegweiser liefern, um die Lücke im Informationsdschungel bei der nachhaltigen Altersvorsorge zu schließen. Entscheidungshilfe für Anleger

Für das Alter lässt sich auf zweierlei Weise vorsorgen: privat oder betrieblich. Beide Varianten bergen zwar eine Vielzahl an Möglichkeiten, laufen jedoch alle in eine Richtung: Man unterschreibt einen Vorsorgevertrag, erteilt die Einzugsermächtigung – und hört von den Ersparnissen erst wieder dann, wenn sie im Alter auf das Konto zurückfließen. Die Bank, die Fondsgesellschaft, die Versicherung soll es zum Wohle des Kunden mehren – egal, wie.

Ein ganz anderer Ansatz gewinnt jedoch zunehmend an Bedeutung: nachhaltiges Investment. So nämlich, wie es mittlerweile jedes Finanzprodukt auch als ökologisch verträgliche Variante gibt, machen einige Banken und Gesellschaften auch Angebote zur ethisch-ökologischen Altersvorsorge. Der Kunde denkt dabei nicht nur monetär über die Höhe seiner Rentenlücke nach, sondern auch inhaltlich darüber, mit welchen Mitteln er sie schließen will.

Das Freiburger Öko-Institut hat dazu eine Studie vorgelegt. Titel: „Private Altersvorsorge – auf dem Weg zur Nachhaltigkeit“? Damit wolle man, so die Autorinnen Kathrin Graulich und Beate Schmitt, einen Wegweiser liefern, um die Lücke in dem Informationsdschungel bei den „vielfältigen Möglichkeiten der nachhaltigen Altersvorsorge auf der einen Seite und dem bestehenden Informationsdefizit hinsichtlich der Nachhaltigkeitsaspekte auf der anderen Seite“ zu schließen. Denn nur wenn der Verbraucher explizit nachfragt, wo genau denn sein anzusparendes Kapital reinvestiert wird, kann er damit Entwicklungen meiden, die seiner Weltanschauung womöglich zuwiderlaufen: Legt die Bank sein Geld in Staudammprojekte an, wodurch vielleicht hunderttausende vertrieben werden? In Firmen, die beim Ausscheiden ihrer Vorstände den „goldenen Handschlag“ allzu wörtlich nehmen? In Unternehmen, die Billigprodukte dort herstellen lassen, wo Kinderarbeit gang und gäbe ist? Es liegt in der Hand der Kunden, solches Geschäftsgebaren zu fördern – oder zu unterbinden. Denn um der Kapitalmaximierung zulasten anderer gegenzusteuern, gibt es Finanzprodukte, die etwa in Umweltfonds, in Windkraft oder Solarfonds investieren sowie in Firmen, die sowohl ethisch als auch ökologisch korrekt arbeiten – dem zumindest versuchen, nahe zu kommen.

Die Studie untersuchte dabei drei Teilsegmente: die nachhaltigen Altersvorsorgeprodukte als private Rentenversicherung, als fondsgebundene nachhaltige Altersvorsorge sowie nachhaltige Produkte ohne staatliche Förderung. In jedem Einzelfall wiederum analysierte man Ausschluss- und Positivkriterien nach Angaben der Anbieter, fragte mithin nach den Quellen der Refinanzierung. So unterbinden die Versicherer beispielsweise Investitionen in Bereiche, die mit Atomkraft oder Alkohol zu tun haben, mit Korruption, Glücksspiel, Kinderarbeit und Tierversuchen, aber auch etwa mit negativen Formen in Tourismus und Landwirtschaft.

Auf der anderen Seite werden Positivkriterien formuliert, mithin Ziele gesetzt, die als Anlageform ausdrücklich unterstützt und genutzt werden: Der Bildungssektor gehört hier ebenso dazu wie beispielsweise der gesamte Unternehmensbereich „erneuerbare Energien“, aber auch verantwortungsbewusste Landwirtschaft oder generell Branchen, die eine „menschenwürdige und stabile Gesellschaft auf lange Sicht nicht wesentlich behindern“. Auf diese Weise hat man letztlich 20 Anbieter aufgelistet und deren Kriterien für die private Vorsorge transparent gemacht.

Allerdings ist der Markt noch dünn. Der Marktanteil der nachhaltigen Geldanlagen in Deutschland liege erst bei „knapp einem Prozent der Gesamtinvestitionen“, so die Studie. Und unter den rund 3.500 staatlich zertifizierten Altersvorsorgeprodukten („Riester-Rente“) findet man gerade mal 14, die nach ökologischen oder nachhaltigen Kriterien gemanagt werden. Immerhin: Wer Verantwortung auch für spätere Generationen tragen will, sollte sich den Markt der ökologischen Altersvorsorge ernsthaft anschauen. Die Studie bietet dazu eine gute Übersicht der Qualitätsmerkmale und -unterschiede. Sie gibt potenziellen Anlegern eine Entscheidungshilfe an die Hand, auf welche Kriterien sie achten können. ANDREAS LOHSE

Kathrin Graulich, Beate Schmitt: „Private Altersvorsorge – auf dem Weg zur Nachhaltigkeit?“ Veröffentlicht vom Öko-Institut Freiburg, als PDF-Datei kostenlos unter www.oeko.de