: Keine Wahrheit, aber Dialog
Frauen aus vier Religionsgemeinschaften gründen ein virtuelles „Lernhaus“
BERLIN taz ■ Frauen verstehen einander einfach besser. Das jedenfalls ist der Ansatz des „Sarah-Hagar-Projekts“, das religiöse Missverständnisse ausräumen will: Gläubige aus allen vier abrahamitischen Religionen sollen sich in einem Netzwert begegnen – also Christinnen, Musliminnen, Jüdinnen und Angehörige der Bahai. Ein virtuelles „Lernhaus“ soll so entstehen. Neben dem interreligiösen Dialog zwischen den Frauen sollen auch Lernkonzepte entwickelt werden, die sich im interkulturellen Bereich einsetzen lassen.
Seit zwei Jahren bereits arbeiten Fraueninitiativen aus den verschiedenen Religionsgemeinschaften gemeinsam an diesem Projekt; fehlt nur noch das Geld. Doch am Wochenende, während eines Abschlusskongresses in Berlin, gab es zumindest eine indirekte Zusage aus dem Bundesfamilienministerium: Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel deutete an, dass man das Projekt fortsetzen wolle.
Carola von Braun, ehemalige FDP-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, sitzt im Vorstand des Projekts, Für sie ist „das Religiöse auch politisch, das Politische auch religiös“. Sabiha El-Zayat vom Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung, das ebenfalls am Projekt mitwirkt: „Wir sollten aufhören, uns unsere religiösen Quellen gegenseitig madig machen zu wollen.“
Fragen, die man künftig gemeinsam bearbeiten will: Wie wird die eigene Identität und die der anderen wahrgenommen? Welche Klischees und Vorurteile versperren den Blick? Wie nimmt man sich selbst in der Familie, im Berufsleben, in der Politik oder in der eigenen Religionsgemeinschaft wahr?
Es geht um Austausch, nicht um Ergebnisse: „Das Ziel kann nicht sein, die eine Wahrheit zu schaffen.“ NIC