Überraschungspaket: Die „Böhsen Onkelz“ spielen in Bremen

Während in Hannover die Wogen hoch schlagen, treten die umstrittenen (Ex?)-Rechtsradikal-Rocker heute Abend fast unbemerkt im Bremer Aladin auf. Der Deckname „Los Tioz“ macht’s möglich, selbst die Betreiber scheinen ahnungslos. Mick Jagger stört es sicher auch nicht

Heute Abend spielen die „Böhsen Onkelz“ im Bremer „Aladin“. Das Konzert findet unter dem Decknamen „Los Tioz“ statt und wird nicht öffentlich beworben. Damit vermied die umstrittene Band Diskussionen wie in Hannover, wo sie am 8. August als Vorband der „Rolling Stones“ auftreten.

Gerade erst hat „T-Mobile“, Haupt-Sponsor der Stones-Tournee, bekannt gegeben, das dortige Konzert wegen des „Onkelz“-Auftritts zu boykottieren. Zuvor hatte sich schon der NDR distanziert. Der Auftritt der „Onkelz“ sei nicht mit Image und Programm-Ausrichtung des NDR vereinbar, hieß es – offenbar überzeugt die „Läuterung“ der – in den Achtzigern offen rechtsradikalen – Band nicht wirklich. Die „Onkelz“ selbst sprechen rückblickend von „einer Reaktion auf Stress mit türkischen Nachbarn“ (Bassist Stephan Weidner). Mick Jagger jedenfalls entschied beim Tournee-Start in München: „Sie sind eine gute Band. Wir spielen mit Ihnen.“

Aber: Hätte nicht wenigstens den Hemelingern das klandestine Clubkonzert nicht spanisch vorkommen müssen? Die Aladin-Betreiber standen gestern bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung, sind über das Auftreten der „Onkelz“ in ihrem Haus aber offenbar uninformiert. Hintergrund ist, dass das „Aladin“ keine eigenen Konzerte mehr veranstaltet, sondern pauschal über eine Agentur vermietet.

Auch am anderen Ende der Skala musikalischer Extremitäten erlebt das „Aladin“ damit immer wieder Reinfälle: Vor kurzem erst war wieder die „Schlagerparade“ zu Gast an der Hannover’schen Straße – deren musikalische Qualität und Ideologie den Betreibern auch nicht gerade liegt. HB