Imagepflege im Kaufhaus

Die Kölner Karstadt-Filiale in der Breite Straße eröffnet wieder einen Galeriebetrieb – wenn auch nur kurz

KÖLN taz ■ Mit der Rolltreppe hoch in die dritte Etage, vorbei an Haushaltswaren, Lampen, Waschmaschinen, einmal scharf links abgebogen – und da ist sie schon: die Karstadt-Galerie. Genauer: die Ausstellungsfläche der Galerie „Exit Art“ im Kölner Hause Karstadt in der Breite Straße. Denn es gibt wieder Kunst im Kaufhaus. Keine röhrenden Hirsche oder Wein ausschenkende Busenwunder, sondern Zeitgenössisches aus dem Atelier: quietschbunte Collagen von Paul Heiermann, psychedelische Farbflecken von Kurt Ebbers, Klaus Kamperts knorrige Holzporträts und – passend zum Konsumtempel – Jo Oberhäusers Wandobjekte aus eingeschweißten Gebrauchsartikeln. Zwischen 600 und 6.000 Euro kosten die Werke: keine Kaufhausschnäppchen also, sondern normale Galeriepreise.

Kunst bei Karstadt – das hat in der Domstadt Tradition. Trotz oder gerade wegen der schlechten Wirtschaftslage – etwa den derzeit üblen Bilanzen des Konzern – geriert sich das Kölner Haus konsequent als Kunstmäzen und betreibt Imageförderung in eigener Sache – frei nach dem Motto: „Alles unter einem Dach, auch die Kultur“. In den 80er Jahren leistete sich die Kölner Karstadtfiliale schon einmal einen eigenen fundierten Galeriebereich, in dem auch A.R. Penck verkauft wurde. Später wanderten die Bilder im Zuge von Sparmaßnahmen an die Wände des hauseigenen Restaurants.

Die jetzige Ausstellungsfläche ist eine Interimslösung: Mittelfristig sollen hier oben nach allerlei Umstrukturierungen wieder andere Artikel verkauft werden, doch bis dahin hat die Kunst hier ein akzeptables und räumlich großzügiges Asyl gefunden. Hinter den Waschmaschinen ist zwar nicht der prominenteste Platz des Hauses, aber immer noch besser als ein paar Meter Restaurantwand.

Fürs Erste ist also gesorgt für die Kunst bei Karstadt. Und auch bei der Kooperation mit „Exit Art“ bleibt es. Zwar schließt die aktuelle Ausstellung Ende dieser Woche, doch schon am 4. Juni wird die nächste eröffnet, wieder in Zusammenarbeit mit Exit Art. „Reclame für alle“ wird dann bis Ende Juli hinter den weißen Elektrogeräten zu sehen sein – in Werken von Ralph Bageritz, Reinhard Henning, Dorothea Hölzer und Michael Schulz.

HOLGER MÖHLMANN