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Archiv-Artikel

Weiße Vögel bis zum Horizont

150.000 Brandgänse fliegen ins Wattenmeer, um ihr Federkleid zu wechseln

Europas Brandgänse wechseln ihr Federkleid traditionell im Wattenmeer vor Dithmarschen. Die Biologen erwarten bis Ende Juli mehr als 150.000 Vögel. Dann werden fast alle Brandgänse Europas um die Vogelinsel Trischen und im südlich gelegenen Wattgebiet leben, sagt NABU-Vogelwart Steffen Oppel.

Einmal im Jahr ersetzen die Vögel ihre abgenutzten Federn. Da sie während der drei bis vier Wochen dauernden Mauser keinen Meter fliegen können, müssen sie sich einen Ort aussuchen, wo sie zu Fuß oder schwimmend zwischen ihren Nahrungs- und Rastgebieten pendeln können. „Das südliche Wattenmeer ist dafür der beste Ort in Europa“, so Oppel.

Genug Futter während dieser Zeit finden die Gänse im Wattenmeer. Mit ihrem Schnabel filtern sie Würmer, Schnecken, Muscheln und kleine Krebse aus dem Modder. Weil ihr Schnabel breit und stumpf ist, kommen die Brandgänse nicht tief in den Boden hinein. Deshalb haben die Vögel einen Trick entwickelt: Sie trampeln mit den Füßen auf einer Stelle, bis sich in dem schlickigen Boden eine wässrige Schlammkuhle bildet. „In dieser Kuhle lässt sich der Bodenbrei gut mit dem Schnabel filtern“, sagt Oppel.

Auf Trischen zählte er bisher nur sieben Brandgans-Paare. Mittlerweile sind es knapp 1000 Brandgänse, die aus ihren Brutgebieten von den Küsten Europas bis hinauf nach Mittelnorwegen gekommen sind. Mindestens 150.000 weitere Vögel werden in den nächsten Wochen erwartet. Exakte Zählungen funktionieren nur bei Auswertung von Luftbildern, wo jeder Vogel einzeln erkannt und gezählt wird, sagt Oppel. „Vom Boden aus gesehen ist das nur ein Schwarm weißer Vögel, der bis zum Horizont nicht abreißt.“ DPA