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Archiv-Artikel

Geld sparen für die Schöpfung

Die evangelische Kirche in Westfalen und im Ruhrgebiet möchte mit einem Pilotprojekt ihren Energieverbrauch senken und die Umwelt schonen. Die Gemeinden hoffen damit auf Geldeinsparung und auch auf neue umweltbewusste Mitglieder

VON SALVIO INCORVAIA

Die evangelische Kirche in Westfalen will den Umweltschutz voran treiben: Mit Beginn des Monats Mai haben 14 Gemeinden in Westfalen und im Ruhrgebiet damit begonnen, Heizenergie zu schonen und dabei Geld zu sparen. Mit dem Projekt ,Der grüne Hahn – Kirchliches Umweltmanagement‘ wollen die Gemeinden nach Umweltnormen wirtschaften und sich im Frühjahr 2005 wie die großen Industriebetriebe nach der europäischen Öko-Audit-Verordnung (EMAS II) zertifizieren lassen.

“Nach unseren Untersuchungen gibt es Einsparpotenziale von mehr als einem Drittel unserer Kosten“, sagt Pfarrer Klaus Breyer, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche in Westfalen. Nach Ablauf der Pilotphase solle die Initiative auch in allen anderen evangelischen Kirchengemeinden Westfalens umgesetzt werden. Die nun teilnehmenden Kirchengemeinden können dabei auf die Erfahrungen aus der ähnlichen Aktion ‚Grüner Gockel‘ in den Bundesländern Bayern und Baden- Württemberg zurückgreifen.

Nach Meinung des Umweltbeauftragten kommt das Projekt nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch den Gemeindekassen. Vor Ort haben sich inzwischen Umwelt-Teams gebildet, die nach immer weiteren Einspar- und Optimierungsmöglichkeiten suchen: „Erfahrungen mit Managementsystemen in der freien Wirtschaft haben gezeigt, dass sich hinter der Umweltentlastung auch betriebswirtschaftliche Einsparpotenziale in der Verwaltung verbergen“, sagt Hans-Jürgen Hörner vom zentralen Projektbüro ‚Grüner Hahn‘ in Recklinghausen.

Kirchen, Gemeindehäuser, Kindergärten und Verwaltungsbauten verbrauchten meist viel Heizenergie, Strom und Wasser. In den Kirchenbüros und bei Veranstaltungen könnte sparsamer mit Büromaterial, Bastelbedarf und Lebensmitteln umgegangen werden. Renovierungen und neue Bauvorhaben schlagen ebenso finanziell und ökologisch zu Buche. Auch hier gebe es noch Einsparpotentiale wie beispielsweise durch gemeinsame Einkäufe, ist Hörner überzeugt.

Das Landesumweltministerium begleitet die neue Initiative wohlwollend. So ist NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) neben dem westfälischen Präses Alfred Buß Schirmherrin der Aktion und voll des Lobes für die kirchlichen Initiatoren: „Die Kirchen reden nicht nur vom Umweltschutz – sie packen das Problem konsequent und glaubwürdig an“, so die Landesministerin.

Mit im Boot ist deshalb auch die ‚Energieagentur NRW‘ der Landesregierung. Mit ihren Beratungs- und Schulungsangeboten haben die Gemeinden die Möglichkeit, den Aufbau des Umweltmanagementsystems mit erfahrenen Beratern umzusetzen. Energieagentursprecher Joachim Frielingsdorf sagt: „Gerade beim Beheizen von Gemeindehäusern und Kirchen gibt es noch erhebliche Einsparpotentiale.“ Die vierzig Energieberater der Agentur stünden den Gemeinden jetzt in allen Fragen zur Verfügung.

Die Agentur bietet unter anderen Arbeits- und Informationsbroschüren wie ‘Energieeinsparung in Kindertageseinrichtungen‘, die den Kindertagesstätten der Kirchengemeinden kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollen. Seminarangebote, spezielle Fallberatungen vor Ort, Fortbildung in Tagesseminaren für das Gemeindepersonal gehören ebenso dazu. „Besonders bei dem alltäglichen Umgang mit Strom und Heizenergie durch das Personal können viele schlechte, verschwenderische Angewohnheiten beseitigt werden“, sagt Frielingsdorf. Hier sei vieles noch nicht ausgeschöpft worden.

Neben den Umwelt- und Finanzaspekten setzt die evangelische Kirche auch weitere Erwartungen in das innovative Projekt. Die Gemeinden erhoffen sich durch die Befassung mit dem Umweltthema neue Mitglieder für die Gemeinde zu gewinnen und Kooperationspartnerschaften mit Umweltverbänden zu etablieren. “So könnten auch Menschen in die Gemeindearbeit eingebunden werden, die der Kirche bisher nicht so nah standen“, sagt ein Gemeindesprecher.

Der Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche Westfalens, Pfarrer Klaus Breyer, ist vom Projekterfolg überzeugt. Er sieht die Gemeinden in die Pflicht genommen: „Der Auftrag, die Schöpfung zu bewahren, gehört zur jüdisch-christlichen Überlieferung. Wenn die Kirche den Gedanken weitergibt, wird sie gefragt, ob sie selbst diesem Ziel genügt.“ Gerade in der Ernsthaftigkeit des Bemühens um die Bewahrung der Schöpfung dürfe sie sich nicht von Wirtschaftsunternehmen, Banken und Kommunen übertreffen lassen.