piwik no script img

Archiv-Artikel

Polizisten vor Gericht

Im Hagener Mobbing-Prozess sind neue Zeugen und Beweise aufgetreten. Den Beamten droht Bewehrung.

Von FAU

Hagen taz ■ Im Januar diesen Jahres wurde von der Hagener Staatsanwaltschaft Anklage gegen fünf Polizisten erhoben. Die vier Männer und eine Frau sollen eine Kollegin gedemütigt und gequält haben, indem sie sie mit Handschellen gefesselt an einen Kleiderhaken hängten. Doch im Prozess verweigerten die Angeklagten ihre Aussage. Trotzdem schenkte das Gericht ihnen mehr Glauben als dem Opfer und Nebenklägerin. Sie wurden wegen Mangel an Beweisen freigesprochen und kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück. Die Berufung sollte eingeleitet werden.

Einer der Ordnungshüter hat jetzt in einer Email an eine süddeutsche Kollegin mit seinen Taten geprallt. Der auf Mobbing spezialisierte Anwalt des Opfers Thomas Etzel wertet diese als Geständnis. Die neue Zeugin allerdings ist inzwischen selbst zum Opfer einer Hetzkampagne geworden. In einem Internetforum für Polizisten werde sie als Verräterin und Nestbeschmutzerin beschimpft, so Etzel. „Es ist zu prüfen, in wie weit die Angeklagten daran beteiligt sind.“

Nun ist auch noch ein zweiter Zeuge aufgetaucht. „Ein Angeklagter hat sich wohl mit seiner Prahlerei zu weit aus dem Fenster gelehnt“, so Etzel. Mehr will er jedoch nicht verraten. „Wir werden die neuen Beweise prüfen und die Zeugin befragen“, bestätigt Oberstaatsanwalt Reinhard Rolfes.

„Falls das Verfahren erfolgreich ist, kann man mit einer Bewährungsstrafe von 12 bis 18 Monaten rechnen, zudem würden die Beamten ihren Job verlieren“, sagt Etzel.

Das Opfer Yvonne Sterz ist inzwischen nach Dortmund versetzt worden, wo sie mit ihren Kollegen gut auskommt. Jedoch ist sie kein Einzelfall. „Es ist schwer zu sagen, wie viele Mobbingfälle es in deutschen Behörden gibt, denn die Dunkelziffer ist hoch“, weiß Etzel. Gerade dieser Fall verdeutlicht den enormen Druck, der auf Opfer und Zeugen ausgeübt wird. Vermutlich war es auch schon früher auf der Hagener Polizeiwache zu frauenfeindlichen Handlungen gekommen, denn der besagte Hacken trug, nach Angaben des Opfers, bereits den Namen „Frauenparkplatz“. Doch laut ihrer Kolleginnen sei bisher noch nichts vorgefallen. FAU