: Aldi fängt an, Tische und Stühle zu rücken
Der Discounter hat lange gebraucht, um einzusehen: Es ist besser, auf Möbel mit dubioser Herkunft zu verzichten
BERLIN taz ■ Das dürfen Umweltschützer als Erfolg verbuchen: Aldi reagiert auf ihren Protest gegen den Verkauf von Gartenmöbeln aus Tropenholz. Das Unternehmen verspricht, künftig darauf zu achten, dass das Holz ökologisch und sozial verträglich geschlagen wird. Firmen wie Metro, Obi und Karstadt machen das schon lange. Öko statt Hauptsache billig ist bei dem Discounter aber ein neuer Zug. „Er ist doch zu packen“, freut sich der Initiator der Kampagne, Peter Gerhardt von Robin Wood.
Seit gut zwei Wochen verkauft Aldi Stühle, Tische und Bänke aus Merantiholz, einem Baumgiganten aus Indonesien. Ausgerechnet. Der Kahlschlag dort ist einzigartig. Jahr für Jahr schwindet der Wald um 3,8 Millionen Hektar, was der Fläche von Nordrhein-Westfalen entspricht. Die Weltbank bestätigt, dass das Gros indonesischer Hölzer illegal gefällt wird. Auf den Aldi-Möbeln, die von der Essener Firma Warbeg importiert wurden, prangt dennoch das Etikett „aus staatlich kontrollierter Forstwirtschaft“. Tropenschützer Gerhardt erklärt, wie das geht: „Behörden und die Holzmafia stecken unter einer Decke.“
In den letzten vierzehn Tagen hat Gerhardt vor Aldi-Filialen in Berlin, Göttingen und Dresden Kunden informiert und Plakate entrollt: „Das Aldi-Prinzip: Profit ganz oben. Regenwald platt.“ Die Konzernzentrale forderte er auf, aus dem Tropengeschäft auszusteigen, sofern das Holz nicht nachweislich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.
Diese Woche trudelte in seinem Büro dann folgendes Fax ein: „Aldi wird sich in Zukunft beim Einkauf von aus Tropenholz hergestellten Möbeln u. ä. bemühen, zusätzlich zu staatlichen Zertifikaten das allseits akzeptierte FSC-Siegel einzufordern.“ Dieses stilisierte Baum-Label des Weltforstrates erhalten nur solche Holzverkäufer, die den Wald nicht zerstören und die Angestellten vernünftig bezahlen. Was „bemühen“ genau heißt, sagte Aldi auf Nachfrage der taz gestern allerdings nicht.
Für den Discounter ist schon viel, dass er überhaupt reagiert. Im letzten Jahr verlieh ihm die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche den Antipreis „verschlossene Auster“ für eine besonders rigide Informationspolitik. Das nächste Fax, das Gerhardt von Aldi erhält, passt da wieder gut ins Bild: „Wir gehen davon aus, dass Sie dies als positives Zeichen für unsere Kooperation nehmen und jedwede Agitation gegen unsere Unternehmensgruppe sofort einstellen.“ Und: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns nunmehr für berechtigt halten, von Ihnen positive Reaktionen einzufordern.“ HANNA GERSMANN