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Archiv-Artikel

„Ich will Vorbehalte entkräften“

Angeblich herrscht wieder Frieden in der SPD-Eimsbüttel. Ihr Bundestagskandidat Danial Ilkhanipour im taz-Interview über Kaffeetrinken mit Kritikern, Parteiräson, Gewissen und Politiker mit Rückgrat

INTERVIEW SVEN-MICHAEL VEIT

taz: Herr Ilkhanipour, ihre Kontrahenten in der Eimsbüttler SPD haben anerkannt, dass Sie der rechtmäßig nominierte Kandidat für den Bundestag sind. Kehrt jetzt Frieden ein in Eimsbüttel?

Danial Ilkhanipour: Ich freue mich über diesen Beschluss des Kreisvorstandes. Er ist ein gutes Fundament, um jetzt nach vorne zu schauen und um uns gemeinsam auf den politischen Gegner zu konzentrieren: die CDU. Aber natürlich müssen wir intern noch viele Gespräche miteinander führen, um die Verletzungen zu heilen, die es zweifellos gegeben hat.

Sie wollen mit ihren innerparteilichen Gegnern ein Bier trinken?

Kann auch ein Kaffee sein. Im Vordergrund steht die Diskussion. Ich werde Kontakt mit den Vorsitzenden der acht Distrikte aufnehmen und ich möchte in die Distrikte gehen und dort mit den Mitgliedern sprechen.

Einmal darüber sprechen, und schon wird alles gut? Müssten Sie da nicht ein bisschen mehr an vertrauensbildenden Maßnahmen aufbieten und umsetzen?

Die Macht der Worte wird oft unterschätzt. Ich habe bereits einige Gespräche mit Kritikern geführt und festgestellt, dass danach die Stimmung versöhnlicher ist. Ich weiß, dass es Vorbehalte gegen mich gibt, und ich weiß, dass ich diese entkräften muss. Das will ich tun.

Und dann gibt es Friede, Freude, Eierkuchen?

Bei allem Streit, den es in der SPD immer wieder mal gibt, wissen wir Sozialdemokraten eines: Wenn es darauf ankommt, wie demnächst im Wahlkampf, stehen wir zusammen gegen den politischen Gegner.

Soso. Wie das enden kann, haben wir gestern in Hessen gesehen. Aber schauen wir nach Eimsbüttel und nach vorne: Wie wollen sie als Direktkandidat Menschen davon überzeugen, Sie und die SPD zu wählen?

Ich bin der Ansicht, dass es keine Politikverdrossenheit gibt, sondern eher eine Parteien- und Politikerverdrossenheit …

Die haben Sie und die SPD in Eimsbüttel gerade kräftig geschürt.

Wenn die taz das so sehen will, bitte. Aber ich denke, die Menschen wollen keine Politiker, die sich stets der Parteiräson beugen. Sondern sie wollen solche, die zu ihrem Gewissen stehen und auch das Rückgrat haben, sich mal mit ihrer Partei anzulegen …

Das haben Sie offenbar.

Wenn ich von etwas überzeugt bin, kann ich was ab, das stimmt wohl.

Klingt nicht nach Frieden, sondern danach, dass Sie sich mit Ihrer Partei auch künftig anlegen wollen.

Nein. Aber eine Partei wie die SPD sollte hin und wieder unterschiedliche Positionen ausdiskutieren können.

Und wie wollen Sie die gespaltene Eimsbüttler Basis dazu bringen, frühmorgens Plakate mit Ihrem Konterfei an den Straßen aufzustellen?

Wir müssen alle dazu bereit sein, Wahlkampf für die SPD zu machen. Nicht ich stehe im Vordergrund, sondern die politischen Überzeugungen der Sozialdemokratie. Und dafür lohnt es sich immer, früh aufzustehen.

Ende Januar wählt ein Parteitag der SPD Eimsbüttel den neuen Kreisvorsitzenden oder beschließt, dafür eine Mitgliederbefragung durchzuführen. Für welchen der beiden Kandidaten sind Sie?

Wichtig ist, den Kreisverband wieder zusammenzuführen. Dieses Amt wird eine hohe Integrationskraft erfordern. Ich persönlich bin noch nicht entschieden, ob ich das Milan Pein oder Thomas Böwer mehr zutraue. Ich warte da auch die Versammlung ab.

Sollte diese Frage in einer Mitgliederbefragung entschieden werden?

Auch da bin ich noch unentschieden. Eine Mitgliederbefragung vor einem Nominierungsparteitag – nicht hinterher – ist im Grundsatz eine gute Sache. Dafür spricht die höhere Legitimation des Gekürten, dagegen weiterer Zeitverlust. Ich warte auch in dieser Frage die Versammlung ab.

Wie geht es eigentlich Ihrem Mentor Johannes Kahrs?

Er ist nicht mein Mentor, und ich bin nicht sein Fußsoldat. Wir haben uns kürzlich ein frohes neues Jahr gewünscht. Aber das habe ich vielen.

Fotohinweis:DANIAL ILKHANIPOUR, 27, Jurastudent, Juso-Chef Hamburg, Bundestagskandidat Wahlkreis Eimsbüttel.