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Archiv-Artikel

Finanzsenator Nölle zwangsversteigert

Der frühere CDU-Finanzsenator Ulrich Nölle hat immer viel von großen Investitionen gehalten. Auch privat: Er kaufte Anteile der NF-Bank. Nun musste er die Zwangsversteigerung einer Wohnung zulassen, weil er die Kredite nicht bedient hat

Bremen taz ■ „Zum Ersten, zum Zweiten, zum ...“ – Halt! Da reckt noch einer seine Hand in die Luft. „161.000 Euro“ sagt der Herr mit dem braunen Köfferchen auf den Knien. Die Luft im Zwangsversteigerungssaal des Bremer Amtsgerichts ist stickig. An die 40 Interessierte wollen wissen, wer die zwei Wohnungen des früheren Bremer CDU-Finanzsenators Ulrich Nölle auf dem Teerhof ersteigert. Und wie viel Cash dabei rumkommt. Die 161.000 Euro sind das letzte Gebot. „Schluss der Versteigerung“, verkündet der Rechtspfleger.

Die Eurohypo AG Hamburg hatte im Oktober letzten Jahres ihre Hand auf Nölles Eigentumswohnungen gelegt, nachdem der frühere Sparkassenvorstand, Bremer Finanzsenator und Privatbankier offenbar schon über zwei Jahre lang seinen Kreditrückzahlungspflichten nicht mehr ordentlich nachgekommen war. Auf jede der Wohnungen war eine Grundpfandpflicht in Höhe von gut 140.000 Euro eingetragen.

„Meine Geschäfte laufen gut“, hatte Nölle noch Ende April gegenüber der Bild-Zeitung geflunkert. Die Zwangsversteigerungen seien „vom Tisch“, tönte er: „Ich werde die Wohnungen ohnehin verkaufen.“

Realität ist: Gestern kamen die teuren Appartements im Bremer Amtsgerichts unter den Hammer – Startpreis: jeweils knapp 5.000 Euro. Selbst die Grundsteuer von wenigen hundert Euro hatten Nölle und seine Frau zuletzt nicht mehr gezahlt.

Offenbar war auch die Nordfinanz-Bank, an der Nölle und seine Frau nach eigenen Angaben noch 37 Prozent der Anteile halten, nicht mehr bereit, ihrem Aufsichtsratsmitglied mit einem zusätzlichen Kredit aus der finanziellen Patsche zu helfen. „Kein Kommentar“, heißt es dort. Nölle selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Wie viel Geld der frühere CDU-Senator, der mit immer neuen „Mega-Projekten“ von sich reden macht – Autofabrik in Bremerhaven, Auto-Kaufhaus im leerstehenden Space-Park, zuletzt: ein großer Versandhandel – der Eurohypo und anderen Gläubigern schuldet, ist unbekannt. Eine Zwangsversteigerung aber, soviel gilt unter Experten als ausgemacht, lässt nicht unbedingt auf Liquidität schließen. Bei einem regulären Verkauf nämlich kommt in der Regel mehr Geld herein. Nölles Appartements gingen beide unterhalb ihres amtlichen Schätzwertes weg.

Zweifel an den haushalterischen Fähigkeiten des früheren CDU-Finanzsenators waren erst vor zwei Wochen wieder aufgekommen. Da machte der Insolvenzverwalter des Waldau-Theaters den Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Nölle für die Insolvenz der Spielstätte verantwortlich. Und der Schuldenstand Bremens nahm in den zwei Jahren, in denen Nölle als Finanzsenator den Haushalt des Stadtstaates unter seinen Fittichen hatte, um 140 Millionen Mark zu – trotz einer jährlichen Sanierungshilfe in Höhe von 1,8 Milliarden Mark.

Als die früheren Senatoren Nölle und Ralf Borttscheller, der kürzlich wegen Vermögensverfalls sein Notariat zurückgegeben musste, die Anteile der NF-Bank kauften, hielten sich penetrant die Gerüchte, die beiden hätten von der Bank selbst den Kaufpreis als Kredit bekommen. Gemeinsame Geschäfte hatten die beiden auch mit der Baufirma Nordgrund versucht – und waren wegen dubioser Geschäftspraktiken in die Schlagzeilen geraten. Sowohl Nölle wie auch Borttscheller sind weiterhin Mitglieder der Bremer CDU, bestätigt man dort. Um sogleich und ungefragt zu versichern: „Das Eine hat ja mit dem Anderen nichts zu tun.“ Armin Simon