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Archiv-Artikel

Notnagel fällt weg

Nach dem Stopp der Kita-Gutscheine ist in Altona auch das Geld für Tagesmütter alle. „Nachbarschaftshilfe“ aufgrund des erhöhten Andrangs unwahrscheinlich

Die Not-Alternative für Eltern ohne Kita-Gutschein ist die Unterbringung des Kindes bei einer Tagesmutter. Doch auch hier kollabiert das System. Die Tagespflegebörse im Bezirk Altona hat am Mittwoch einen Bewilligungsstopp verhängt, weil das bezirkliche Jahresbugdet bereits jetzt aufgebraucht ist.

Bereits seit Mai durfte Altona keine Plätze mehr an Arbeitssuchende vergeben. Ab sofort, so die Weisung aus der Bildungsbehörde, müssen auch Mütter, die nach Ende der Erziehungszeit auf einen festen Job zurückkehren, auf eine Warteliste gesetzt werden. „Wie lange sie warten müssen, ist völlig offen“, berichtet Gunda Seitz-Schulte vom Jugendamt Altona.

Laut Behördensprecher Hendrik Lange handelt es sich bei diesem Engpass um einen „jährlich wiederkehrenden Prozeß“. So sei es üblich, dass andere Bezirke, die Geld übrig haben, hier „Nachbarschaftshilfe“ leisten. Seines Wissens habe Wandsbek noch Reserven. Es sei nun Aufgabe des Bezirks Altona, sich darum zu bemühen.

Nach taz-Informationen ist das Tagesmütter-Budget jedoch hamburgweit überzogen, da zur Jahresmitte mehr als die Hälfte ausgegeben wurde. Denn auch in den übrigen Bezirken gibt es wegen des Gutschein-Stopps einen höheren Andrang. Der Gesamt-Etat beträgt 11 Millionen 806.000 Euro für rund 6000 Plätze, der nach Fallzahlen auf die sieben Bezirke verteilt wird. Wandsbek hat beispielsweise rund 800 Tagesmütter, Altona 1400.

„Wenn wir am Ende Geld übrig haben, geben wir es gerne ab“, sagt denn auch Albert Fütterer vom Kita-Sachgebiet in Wandsbek. Er rechne jedoch damit, dass noch viele Eltern einen Antrag auf Tagespflege stellen. Allein in Wandsbek stehen 1163 Eltern auf der Warteliste für den Kita-Gutschein, die zur Not auf Tagespflege zurückgreifen würden. Wenn überhaupt könnte solch eine „Mittelausgleich“ frühestens im November erfolgen.

Für die Altonaer Eltern wäre dies zu spät. Es wäre eigentlich klug vom Senat, wenn er hier mit vergleichsweise geringen Summe, um die es geht, aushelfen würde. Denn Tagesmütter und -väter sind für die Stadt günstig. Eltern zahlen die gleiche Gebühr wie für einen Kita-Platz. Doch die Pflegesätze machen etwa nur ein Drittel aus.

So bekommt eine Tagesmutter für ein Kind im Durchschnitt 276 Euro. Doch in der Bildungsbehörde sieht man keinen akuten Handlungsbedarf. „Damit beschäftigen wir uns zur Zeit nicht“, antwortet Sprecher Lange auf die Frage, ob das Budget bereits überzogen sei. „Wir haben die Datensätze gar nicht hier“. KAIJA KUTTER