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Internationale Helfer ermordet

In Afghanistan erschießen mutmaßliche Taliban fünf Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in einer bis dahin eher ruhigen Region. Gefahr für UN-Wählerregistrierung

KABUL/BERLIN taz/dpa ■ Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat nach der Ermordung von fünf Mitarbeitern in Nordwestafghanistan gestern angekündigt, die Arbeit in dem Land vorerst einzustellen. Alle 80 internationalen Helfer würden zunächst nach Kabul verlegt, erklärte die deutsche MSF-Sektion gestern in Berlin.

Am Mittwochnachmittag waren eine Belgierin, ein Holländer, ein Norweger und zwei Afghanen, die für MSF arbeiteten, in der entlegenen Provinz Badghis ermordet worden. Es ist der schwerste Anschlag gegen ausländische Helfer in Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001.

Der Polizeichef von Badghis, Amir Schah Naibsada, macht Taliban für die Tat verantwortlich. Der taz sagte er gestern, dass Bewaffnete auf zwei Motorrädern die fünf in ihrem Auto auf einer Nebenstraße im Distrikt Qades, gut 100 Kilometer östlich von Herat, gestoppt und erschossen hätten. Das sei ein Modus Operandi der Taliban. Er gehe aber davon aus, dass es sich um gedungene Mörder handele. Zwar gebe es im ethnisch gemischten Badghis kleinere Gruppen von Taliban-Anhängern unter örtlichen Paschtunenstämmen, aber die seien „nicht aktiv“.

Auch der von Pakistan aus operierende Talibansprecher Mullah Abdul Hakim Latifi reklamierte gestern die Verantwortung. „Wir haben sie getötet“, sagte Latifi zu Reuters und kündigte an: „Wir werden weitere ausländische Helfer töten.“

Die Organisationen Unicef, Care und Deutsche Welthungerhilfe erklärten gestern, sie wollten trotz des Mordes weiter in Afghanistan bleiben. Die Sicherheit würde noch einmal überprüft, Helfer würden aber nicht abgezogen. In den letzten Monaten hatte es immer wieder Angriffe auf internationale Organisationen gegeben, wobei meist einheimische Mitarbeiter getroffen wurden. Talibansprecher Latifi hatte schon bei drei anderen Anschlägen in jüngster Zeit – darunter Mitte Mai in Nuristan beim Mord an zwei britischen Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma, die an der Vorbereitung der für September geplanten Wahlen mitarbeitet – die Täterschaft proklamiert. Dies allerdings erst nachdem die Presse über die Anschläge berichtet hatte. UN-Mitarbeiter in Kabul hegen deshalb Zweifel an einer Taliban-Urheberschaft.

Der UN-Sondergesandte Jean Arnault sagte gestern in Kabul, der jüngste Anschlag sei ein beunruhigender Beleg dafür, dass sich die Sicherheitslage in den vergangenen Monaten verschlechtert habe. Die UN setzten in Badghis die Wählerregistrierung und alle Bewegungen von UN-Personal aus. Bereits nach früheren Anschlägen hatten die UN mehrfach ihre Operationen in ganzen Regionen eingestellt. Seit langem fordern sie eine Aufstockung und Ausdehnung der internationalen Friedenstruppe. Die Wählerregistrierung hängt schon jetzt hinter dem Zeitplan zurück. JAN HELLER

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