Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Das schönste am Sommer ist das Sommertheater. Besonders, wenn das Theater gleich neben dem Schwimmbad steht. Dies ist beispielsweise beim Theaterzelt Cabuwazi, gleich neben dem Kreuzberger Spreewaldbad der Fall. Ab heute spielt dort das Woesner-Brothers-Entertainment Molières Doppelgänger-Kriegsheimkehrerkomödie „Amphitryon“: Klassik von der burlesken Seite und mal ausnahmsweise kein Sommershakespeare. Der beherrscht nämlich ansonsten in diesem Jahr (siehe auch die Seite gegenüber) beinahe flächendeckend die Sommernächte. Nicht bloß mit dem Sommernachtstraum, den der Studiengang Schauspiel an der UdK einstudierte und jetzt damit in der Werkstatt des Gripstheaters gastiert. Auch die so wunderbar freiluftigen Inszenierungen vom Hoftheater Hexenkessel „Das Wintermärchen“ und „Richard III.“ sind noch immer am Monbijou-Park zu sehen. In der schaurig-romantischen Kulisse der Klosterruine nahe dem Podewil spielt die BredemeyerCompany eines von Shakespeares blutigsten Dramen, „Titus Andronicus“, das auch schon Heiner Müller faszinierte. Und Shakespeares berühmtester Prinz hat sich in einer Produktion vom Theater des Lachens mit Hans Christian Andersens kleiner Meerjungfrau zusammengetan (siehe auch die Seite 25): Hamlet steht am Meer und lamentiert, seine Worte fallen am Meeresgrund bei Undine auf fruchtbaren Boden. Kaum an Land, sieht sie plötzlich Ophelia verblüffend ähnlich. Die Kombination „UndineHamlet“ ist wahrscheinlich nur als Sommerliebe denkbar. Echte Ergüsse aus berufenen Mündern verspricht eines der jüngsten dramatischen Institute der Stadt mit dem zeitgemäßen Namen „Der Theaterdiscounter“ und seiner Produktion „Planet Porno“. Motto: „Wir begraben die Illusionsbude Theater: Keine Dichtung, nur noch Wahrheit!“