: Zeit für Marx und Luhmann
betr.: „Die Spielregeln, nicht die Spieler“, taz vom 15. 1. 09
Erst mal herzlichen Dank an Michael Heinrich und die taz, dass solch ein Text publiziert wird. Wobei noch nicht geklärt werden konnte, wie die enorme soziale Überlebensfähigkeit des Kapitalismus zu verstehen ist. Da sind wir heute noch nicht auf der Höhe des 21. Jahrhunderts, was man natürlich Marx brutalstmöglich zum Vorwurf machen sollte, aber das ginge nur, wenn man die Gegenwart besser (als ich) studiert und verstanden hätte.
Marx’ Gedankengang ist „nichts anderes als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle“ (Bd. 23, S. 27) – das Materielle, so wie es sich eben vor 150 Jahren zeigte. Nach wie vor scheint mir zu gelten: „Gebrauchswerte (der Waren) bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums“ (S. 50), und es stellt sich die Frage, wie genau der Kapitalismus unvergleichlich attraktiven Reichtum für Menschen ermöglicht, also welche Steigerung an Komplexität die kapitalistische Warenwirtschaft genau hervorbringt und weiter hervorbringen könnte – um die reale Entwicklung im Menschenkopf verstehen zu können. Vor allem, um die Lebensfähigkeit der Marktwirtschaft besser verstehen zu können, also nicht nur ihr glückbringendes Potenzial, sondern auch ihre verheerenden Tendenzen.
Mir scheint, dass in Deutschland beste Voraussetzungen für Menschenköpfe bestehen, um ideell der realen Entwicklung hinterherzuspurten, denn wir haben zumindest sprachlich vergleichsweise leichten Zugang zu Denkern wir Marx und Luhmann, beide wird man brauchen … hat gerade mal jemand Zeit dafür?
PETER SCHLÖTTER, Karlsruhe