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Archiv-Artikel

Roland gedoubelt!

Harmlos? Nicht so voreilig! Das Roland-Double, das unter den Händen Birgit Jönssons im Stadtwald entsteht, soll Bienen als Behausung dienen. Aber: Die haben Stachel. Und wer ist diese Frau?

In den Stadtwald sind es nur ein paar Schritte. Das Surren einer Motorsäge dringt bis zum Parkplatz. Jogger laufen über die Finnbahn. Beim Betriebshof werden sie langsamer, drehen die Köpfe und schauen über den Zaun. Da sägt Birgit Jönsson im Auftrag der Forschungsstelle für Bienenkunde an einem Baumstamm: Ein Roland-Double.

29.4. Bevor sie sich ans Schnitzen machen kann, muss Jönsson ihr Material „ausziehen“. Mit der Motorsäge setzt sie Längs- und Querschnitte. Platte um Platte trägt sie die Rinde und die äußerste Holzschicht, dem Splint, ab. Die Stücke fallen zu Boden.

6.5. Am nackten Holz sind Linien zu sehen: Die hat Jönsson mit rotem Wachsstift eingezeichnet. Das Relief ist noch ziemlich flach, aber das Schwert ist schon klar zu erkennen. Auch die Beine: Sägespuren verraten, wo Jönsson die Rundungen noch heraus schlagen wird.

9.5. Behutsam sägt Jönsson mit der Spitze schräg ins Holz. Sie legt die Säge um und streichelt mit der Längsseite Rauten in den Stamm. Die Waden des Ritters formen sich von Stümpfen zu Muskeln.

11.5. Die Figurenbeuten-Schnitzerin hat die Motorsäge durch Klüppel und Schnitzeisen abgelöst. Der Klüppel ist ein Hammer mit einem großen runden Kopf aus Holz. Das Schnitzeisen ist ein Meißel mit breiter Schneide. Die beiden Werkzeuge hält sie locker in der linken Hand.

13.5. Der Bienen-Roland hat erste Gesichtszüge. Weiche Wangen und eine ausgeprägte Beuge in der Oberlippe. Die Waldarbeiter nennen ihn deshalb „Rolandia“. Jönsson: „Jetzt kann jeder Schnitt aus einem Männer- ein Frauengesicht machen.“

16.5. Jönsson legt dem Roland das Schnitzeisen flach an die Brust. Mit einem Holzhammer, dem Klüpfel, meißelt sie eine Unebenheit zurecht.

25.5. In den Eichenstamm senkt sich das Sägeblatt. Das Holz knarrt. „Der tut sich aber schwer.“ Birgit Jönsson schnitzt im Stadtwald den Roland als Bienenstock nach. Jetzt sägt sie einen Klotz aus der Rückseite. 50 mal 90 mal 30 Zentimeter – für eine Plexiglas-Tür. Sie wiederholt jeden Schnitt, führt die Motorsäge immer wieder vor und zurück. Der Motor ist aus, mit dem Sägeblatt stößt sie in den Stamm und kontrolliert, ob sich die Schnitte treffen. Tun sie noch nicht – also Säge wieder an.

26.5. Mit beiden Armen fasst Birgit Jönsson um den mächtigen Eichenstamm. Mit einer Hand greift sie dem Roland an die Gürtelschnalle, mit der anderen in die mittlerweile 40 Zentimeter tiefe Kuhle. Im Stamm zeichnet sich der dunkle Kern ab, um den die Jahresringe laufen. Die Decke ist gewölbt: „Das wird der Altar für die Bienen“.

3.6. Acht fingerdicke Bohrlöcher verbinden Innen und Außen. Die Bienen sollen aus Rolands Gürtelschnalle schwirren.               Axel Lerner

Rutscht Frau Jönsson die Säge aus? Fortsetzung täglich in der taz bremen.