piwik no script img

Archiv-Artikel

Die PDS ist zurück. Gregor Gysi bald auch?

Die Ostpartei schafft das beste Ergebnis ihrer Geschichte und träumt von der Rückkehr in den Bundestag

BERLIN ERFURT ■ taz Auferstanden aus Ruinen: Die lange krisengeschüttelte PDS übersprang bei der Europawahl nicht nur überraschend die Fünfprozenthürde, sondern konnte mit bundesweiten 6,2 Prozent sogar das beste Ergebnis ihrer Geschichte verbuchen. Die Genossen wollen jedoch mehr: nämlich zurück in den Bundestag. „Ziel ist die Rückkehr in Fraktionsstärke“, sagte gestern Parteichef Lothar Bisky, dem die Freude über das gute Abschneiden bei den Europawahlen aus dem Gesicht leuchtete.

Das Comeback soll mit einem alten Bekannten gelingen. „Dafür ist Gregor Gysi zwingend erforderlich. Sonst muss sich die PDS einen anderen Wahlkampfleiter suchen“, sagte Wahlkampfleiter André Brie der taz. Mit Gysi wäre dafür ein Wählerpotenzial von 10 bis 12 Prozent erreichbar. Doch um das zu erschließen, müsse die Partei ihr Profil schärfen: Die PDS will sich als „konsequent demokratische, sozialistische Partei“ etablieren, sich aber auch für andere Gruppen öffnen. Vor allem wohl für enttäuschte ehemalige SPD-Wähler.

„Wir sind die rote Partei“, erklärte der Erfurter Wahlsieger Bodo Ramelow. In Thüringen, glauben die Genossen, haben sie es bereits geschafft, sich als das soziale Korrektiv zur Politik der SPD zu verkaufen. „Die Leute wollen einen Ruck nach links, und den trauen sie uns zu“, sagte Ramelow. Die SPD hat diesen Trend noch verstärkt, indem sie sich der CDU als Juniorpartner angedient hat. „Mit der SPD gibt es keine Experimente“, hatte der sozialdemokratische Spitzenkanidat Christoph Matschie immer wieder verkündet und dass er sich von den Sozialisten nicht wählen lassen würde. Dies ließ all jenen Wählern, die einen wirklichen Politikwechsel weg von der CDU wollten, gar keine andere Wahl, als zu Hause zu bleiben oder eben PDS zu wählen. Ohne den Unwillen der SPD, sich klar gegen eine von vielen als lähmend empfundene CDU-Herrschaft aufzustellen, ist der Gewinn für die PDS nicht zu denken. Der andere Teil der Gründe ist viel profaner: geringe Wahlbeteiligung und besonders treue Anhänger.

In Thüringen landete die PDS auf Platz zwei – in einigen ostdeutschen Regionen sogar auf Platz eins. In Brandenburg wäre sie am Sonntag stärkste Partei geworden, desgleichen in Gera, Erfurt und Leipzig. Im Westen gab es hingegen nur „Achtungserfolge“ (Bisky). In Tübingen etwa kamen die Sozialisten auf 4,8 Prozent. ANNA LEHMANNDANIEL SCHULZ