: Kirche besinnt sich aufs Kerngeschäft
Heute beginnt in Ulm der Katholikentag, aber die Finanznot der Kirche gibt wenig Anlass zum Jubeln
BERLIN taz ■ Die katholische Kirche in Deutschland wird sich in den nächsten Jahren verstärkt aus gesellschaftlichen Aufgaben zurückziehen. Die Bistümer und Gemeinden werden Kindergärten schließen, Tagungs- und Bildungshäuser aufgeben und zum Beispiel die Finanzierung von Obdachlosenunterkünften und Schuldnerberatungen überdenken. Das ergibt sich aus einem Überblick über die Sparpläne der deutschen Bistümer, den die taz aus Anlass des 95. Deutschen Katholikentags präsentiert. Das Kirchentreffen, zu dem 25.000 Besucher erwartet werden, beginnt heute und dauert fünf Tage.
Hintergrund des massiven Rückzugs aus der Gesellschaft ist der Spardruck, dem die Kirchen ausgesetzt sind. So rechnen die Bistümer allein in diesem Jahr mit einem Einbruch ihrer Kirchensteuereinnahmen um etwa acht Prozent durch die Steuerreform, die in diesem Jahr greift. Dazu kommt der weiterhin konstante Verlust an Mitgliedern, die hohe Arbeitslosigkeit, die die Einnahmen mindert, und eigene Misswirtschaft der Kirchen. Das besonders hart betroffene Bistum Berlin etwa muss allein in diesem Jahr über 40 Prozent seiner Stellen abbauen.
Kirchenintern ist der Sparkurs umstritten. Der ehemalige Generalvikar des Erzbistums Köln, Norbert Feldhoff, erklärt, die „fetten Jahre sind eben vorbei. Der vielleicht gefährlichste kirchliche Irrweg ist, einfach abzuwarten und auf bessere Tage zu hoffen.“ BERNHARD PÖTTER
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