„künstler und ihre werke im reichstagsgebäude“: der fotoband von jens liebchen

Es gab richtig Zoff im Jahr 2000. Um „Politik und Kunst“, wie der Bildband des Fotografen Jens Liebchen (Edition J. J. Heckenhauer, Berlin, Tübingen 2004, 68 €) betitelt ist. Die einen fürchteten sich vor der Erde, die Hans Haackes Trog füllen sollte – war das nicht Blut und Boden? Die anderen verübelten, dass der Künstler sein Werk DER BEVÖLKERUNG widmete, und nicht, wie die Portikusinschrift über dem Reichstagsgebäude es offenbar befahl, DEM DEUTSCHEN VOLKE. Inzwischen gedeihen die Gräser und der Künstler flaniert über die Dachterrasse, von wo aus sein Werk am besten zu bestaunen ist. So jedenfalls zeigt es Jens Liebchen. Er traf die Künstler, die den Reichstag mit ihren Werken schmücken durften, um sie dort zu porträtieren. Sieht Günther Uecker (unser Bild), bekannt als der Mann, der seine Kunst nagelt, nicht wie der Malermeister des hohen Hauses aus? Liebchen konzentriert sich auf den Moment, in dem der Künstler seinem Werk gegenübersteht, sei es bei der Anbringung, sei es später. Es gelingt dem Fotografen, der sich auf die Dokumentation von Kunstereignissen spezialisierte, aus diesem Moment ein eigenständiges Kunstprojekt zu entwickeln. WBG