Keynes in Kiel

Dennis Snower leitet ab Oktober diesen Jahres als neuer Präsident das renommierte Kieler Institut für Weltwirtschaft – eines der sechs wichtigsten deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Das Kieler Institut gilt davon als das am stärksten neoklassisch geprägte. Umso erstaunlicher ist es, dass die Wahl auf den Arbeitsmarktexperten der University of London gefallen ist.

Der 53-Jährige genießt jedoch großes Ansehen unter Ökonomen. Der Amerikaner hat in Oxford und Princeton studiert und in den international renommiertesten Fachzeitschriften veröffentlicht. Aber er forscht in der Tradition der Neo-Keynesianer, auch wenn er sich selbst dieser Schule nicht zurechnen lassen will – ein Zeichen mehr dafür, dass das Etikett Neo-Keynesianer unter den Ökonomen in Deutschland nicht als besonders schick gilt. Unübersehbar ist aber: Snowers Forschungen bauen auf neu-keynesianischen Modellen auf. Die Ergebnisse einiger seiner Arbeiten gehen sogar weiter als die der Neo-Keynesianer: Während die annehmen, eine höhere Inflationsrate könne die Arbeitslosigkeit kurzfristig dämpfen, kommt Snower zu dem Ergebnis, dass der Effekt langfristig andauert. Sollte er Recht haben, könnte die Politik wieder hoffen, die Arbeitslosigkeit auf längere Sicht beeinflussen zu können. MKR