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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE ESther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der unvollendete Roman aus den Sechzigern, erst über 30 Jahre nach dem Tod seines Autors im Jahr 2007 erschienen, hat bereits Klassikerrang: Werner Bräunigs Nachkriegspanorama „Rummelplatz“. Schauplatz ist das Bergbaugebiet Wismut, das zwar auf dem Territorium der DDR lag, doch unter sowjetischer Kontrolle stand. Denn die Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Wismut baute hier Uranerz ab, ohne das in der Atomindustrie gar nichts geht. Im Lauf ihres Bestehens von 1946 bis 1990 sollte sie zum drittgrößten Uranproduzenten der Welt aufsteigen. In Bräunigs Roman ist eben dies der Rummelplatz, wo Kriegsheimkehrer und Nazi-Opfer, Glücksritter, deutsche Bergarbeiter und sowjetische Funktionäre, Entwurzelte und Aufbaueuphoriker, Ideologen und Desillusionierte aufeinandertreffen. Der Roman beginnt 1946 und endet mit dem 17. Juni 1953. Armin Petras hat nun den Roman für die Bühne des Maxim-Gorki-Theaters bearbeitet. Premiere ist am Donnerstag. Inzwischen ist die DDR, wie man weiß, längst untergegangen und das Theater ist so ziemlich das Beste an ihr gewesen. Als die Mauer fiel, gründete sich zur Rettung seines Geistes und seiner Ästhetik das Theater 89 um Hans-Joachim Frank. Das ist nun auch schon 20 Jahre her, und zur Feier des Jubiläums hat Frank zwei Stücke des 1982 geborenen Dramatikers Dirk Laucke inszeniert: „Alter ford escort dunkelblau“ (Premiere Freitag) und „Wir sind immer oben“ (Premiere Samstag), wo es um Träume und Schäume junger Leute zwischen Hoffnungslosigkeit und Aufbruchseuphorie geht. Außerdem wird eine Spielfassung der Erzählung „Industrielandschaft mit Einzelhändlern“ (Premiere Sonntag) des Brechtschülers und großen Fernsehpioniers Egon Monk uraufgeführt. Und im Haus der Berliner Festspiele gastiert Luc Bondys Wiener Inszenierung von Shakespeares „König Lear“ mit Gerd Voss in der Titelrolle.

„Rummelplatz“: Maxim-Gorki-Theater, ab Do.

20 Jahre Theater 89, mehrere Premieren, www.theater89.de

„König Lear“: Haus der Berliner Festspiele, Do./Sa./So.