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Archiv-Artikel

FC Bayern wird zum Bankhaus

Die HypoVereinsbank ist auf der Suche nach neuen Kunden. Die könnten aus der Millionenschar der Bayern-Fans kommen. Von einer Liaison mit dem FC Bayern erhofft sich die Bank nun, dass von dem erfolgreichen Club ein wenig Glanz abfallen möge

aus Hamburg HERMANNUS PFEIFFER

Nur Franz Beckenbauer gönnt sich wieder mal eine Extrawurst. Zukünftig dürfen alle Vorstandsmitglieder und Spieler vom FC Bayern München offiziell ihre Finanztransaktionen nur mit der HypoVereinsbank machen. Lediglich Präsident Beckenbauer darf weiterhin öffentlich für die Postbank posieren.

Die HypoVereinsbank (HVB) ist ab sofort Hausbank vom FC Bayern München (FCB), eine „strategische Finanz-Partnerschaft“, freut das Geldinstitut, das mit diesem Coup einige Großbanken aus dem Feld geschlagen hat. „Mit den rund 10 Millionen Bayern-Fans erschließen wir uns ein enormes Kundenpotenzial“, jubelt HVB-Boss Dieter Rampl, dessen Sportlerherz dem Vernehmen nach für den Ligakonkurrenten 1860 München schlägt.

Rampl braucht mehr Umsatz und dafür hat er Ideen. So will die HypoVereinsbank, die in diesem Jahr weitere 1.000 Stellen streicht, exklusive Finanzprodukte für die Bayern-Anhänger entwickeln, die über den Bayern-Fanshop, den Versandkatalog oder direkt im Olympia-Stadion den Weg zur Bank finden. Zudem will die HVB ihre Produktpalette aufpeppen: zum Beispiel mit einer eigenen FCB-Kreditkarte, einem FCB-Sparbuch oder speziellen FCB-Finanzprodukten. Letzteres könnte eine Anleihe sein, deren Kurs an den sportlichen Erfolg der Bayern gekoppelt ist. Genaue Pläne liegen noch nicht auf dem Tisch.

Obendrein will die Hypo-Bank bekannter werden und vom Image der Bayern profitieren. Sponsorexperten schätzen, dass das Paket der Bank pro Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag wert ist.

Im Gegenzug baut der FC Bayern einen „ausführlichen“ Finanz-Bereich auf seiner Internetseite auf, erklärte der frühere Auswahlstürmer Karl-Heinz Rummenigge, heute Vorstandsvorsitzender der Bayern München AG. „Unsere Fans identifizieren sich mit diesem Finanzangebot dann über eine neue, besonders seriöse Art und Weise mit ihrem Verein“, sagt Rummenigge.

Bayern wird also zur Bank, und eifert großen Vorbildern wie Real Madrid und Manchester United nach. Manchester United bietet auf seiner Finanzseite die ganze Palette aus Kreditkarten, Sparangeboten und Versicherungen, aus Investmentfonds und Ratenkrediten über 25.000 britische Pfund zu günstigen 8,9 Prozent Zinsen.

Faktisch ist ManU selbstverständlich keine echte Bank, aber der Fußballkonzern nutzt seine große Popularität für ein Werbeangebot zugunsten Dritter. Für solche neuen Vertriebsschienen zahlen Banken und Versicherungsgesellschaften – die das Finanzgeschäft im Hintergrund real abwickeln – teuer an ManU, Real oder Bayern.

Für Ingo Süßmilch liegt die Bayern-Bank im längerfristigen Trend. Die Spieler „kreieren eine Marke, die sie am besten weltweit vermarkten“. Banken nutzen diese globalen Marken gern als Bannerträger für ihre Zwecke. Der Fußballfachmann der WGZ-Bank erwartet, dass weitere Klubs auf dem Finanzfeld auflaufen werden. Aber letztlich sind nur wenige Große für die Banken interessant. Die Schere zwischen armen und reichen Fußballfirmen geht weiter auseinander.