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Archiv-Artikel

Pier 2 erleichtert

Riza P. löste einen 18.754-Euro Scheck vom „Pier 2“ ein – für 500 Euro Provision. Gericht suchte vergeblich nach dem großen Betrüger, wollte den Fall aber nicht weiter verfolgen

Von CEH

taz ■ Riza P., ein Security-Mann aus der Veranstaltungsbranche, war vor einem Jahr in einer Zwickmühle. Ein Bekannter hatte ihn gebeten, einen Scheck über 18.754 Euro über sein Konto einzulösen – der Bekannte behauptete, er selbst habe kein Konto. Als „Provision“ für den Freundschaftsdienst bot er 500 Euro an. Was tun? Vor dem Amtsgericht gab Riza P. gestern an, er habe sich „schon über die Summe gewundert“, das Geld aber gebraucht und deshalb eingewilligt. Die Staatsanwaltschaft sah in dem Fall auch wegen der Vorstrafen des Angeklagten einen vollendeten Betrug und forderte eine sechsmonatige Freiheitsstrafe auf Bewährung, sowie 200 Arbeitsstunden.

Richter Günther Schulz ließ den heute arbeitslosen Mann schließlich aber mit einer Geldstrafe von 840 Euro laufen.

Riza P. hatte vor Gericht angegeben, er habe den Scheck von seinem Kollegen Marko H. erhalten. Der wurde allerdings nicht als Zeuge geladen – das Gericht machte sich nicht die Mühe, diese Angabe zu überprüfen. Dem Geschäftsführer des „Pier 2“, Heiner Hellmann, fiel der hohe Betrag seinerzeit bei seinem täglichen Online-Banking auf. Eine Prüfung ergab, dass dem Betrag keine Gegenleistung von Riza P. zu Grunde lag. Deshalb ließ Hellmann den Betrag zurückbuchen und erstattete Anzeige wegen Betrugs.

Heiner Hellmann konnte sich aber letztlich keinen Reim darauf machen, wie der Scheck zu Riza P. gelangt war, da dieser gar nicht direkt mit dem „Pier 2“ zu tun hatte. Hellmann gab an, in Einzelfällen intern auch Blanko-Schecks auszufüllen. Ob die Unterschrift auf dem von Riza P. eingelösten Scheck von ihm stamme, konnte er deshalb nicht ausschließen. Sicher ist nur, dass der Scheck deutlich früher als Mai 2002 in den Räumen der „Pier 2“-GmbH unbemerkt verschwunden ist, nämlich etwa im Dezember 2000 – noch vor Einführung des Euro. Sicher ist auch, dass weder Riza P., noch Marko H. den Scheck aus den Büroräumen der „Pier 2“-GmbH entwendet haben können, da sie nie dort zu tun hatten. Da Riza P. seine Beteiligung am Betrug zugegeben hat, schloss der Richter die Akte. CEH