: Einblick (8)
Adib FrickeKünstler
taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?
Adib Fricke: Seit 1980 bin ich in Berlin. Zwischendrin lebte ich auch in anderen Städten, bin dann aber gerne wieder hierher zurückgekommen. Berlin hat eine angenehme Größe. Ich mag die Großzügigkeit der Straßen, auch wenn ich Hochhäuser vermisse. Viele Leute kommen hierher, ob sie nun bleiben oder nur kurz da sind: Damit gibt es immer wieder Gelegenheiten, die eine oder den anderen kennen zu lernen bzw. wieder zu treffen. In einem Dorf hätte man sicherlich weniger Besuch.
Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?
Für die Arbeit spielt Berlin als Ort keine große Rolle. Ich kann Überall arbeiten, wenn es einen ruhigen Platz gibt. Da ich lange in Berlin bin, habe ich gute Firmen gefunden, die verstehen, was die Anforderungen an die Umsetzungen meiner Arbeiten sind. Dass ich bei der Berliner Zweigstelle des Patent- und Markenamts bequem für meine Wortarbeiten recherchieren kann, ist ebenfalls von Vorteil. Ich habe Freunde und Kollegen hier. Schön, dass man sich schnell mal auf einen Kaffee treffen kann.
Woran arbeiten Sie gerade?
Mit The Word Company konzentriere ich mich seit 1994 auf Protonyme und auf aus Wörtern bestehende Einheiten. Davor habe ich u. a. auch kleine (Computer-)Filme gemacht, mit denen ich mich gerade wieder beschäftige.
Was wundert Sie an der Berliner Kunstlandschaft?
Vor einigen Jahren las ich in San Francisco mal einen langen Artikel über die Berliner Kunst- und Galerienlandschaft und dachte im Stillen: „Uihhh, da ist ja was los.“ So ähnlich geht es mir, wenn ich in Berlin sitzend einen Bericht über London oder Tokio lese. Bin ich dann an einem dieser Orte, erlebe ich die Situationen natürlich anders als im zusammengefassten Ausschnitt, doch empfinde ich es dabei hier nicht mehr oder weniger verwunderlich als woanders.