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Archiv-Artikel

„Standhaft bleiben“

Der Medienwissenschaftler Neil Meehan meint, die BBC dürfe dem Druck der Regierung keinesfalls nachgeben

taz: Herr Meehan, die BBC hatte weltweit einen guten Ruf als seriöse und unparteiische Anstalt öffentlichen Rechts. Hat sich das jetzt geändert?

Neil Meehan: Die britische Regierung hat sich ihr Schlachtfeld sorgfältig ausgewählt. Es geht ihr darum, davon abzulenken, dass sie die irakische Gefahr übertrieben hat. Gilligan hat akkurat berichtet, er hat nie behauptet, seine Informationen beruhten auf einer Geheimdienstquelle. Seine Vorgesetzten taten das. Aber was ist eine Geheimdienstquelle? Die britische Regierung hat da ihre eigene Definition. Es geht ihr darum, die Unabhängigkeit der BBC zu unterminieren.

Warum hat die britische Regierung, allen voran Tony Blairs Kommunikationschef Alastair Campbell, so heftig auf den Bericht des Reporters Andrew Gilligan reagiert, der behauptet, Campbell habe dafür gesorgt, dass die vom Irak ausgehende Gefahr im Regierungsdossier übertrieben wurde?

Alastair Campbells Persönlichkeitsstruktur hat eine Menge damit zu tun. Vorgestern hat er einen Journalisten nach einer Pressekonferenz als Abschaum bezeichnet, und dessen Zeitung gleich dazu. Seine Taktik besteht darin, Journalisten brutal anzugreifen und dann freundlich zu ihnen zu sein. Er ist persönlich beschuldigt worden, Geheimdienstmaterial manipuliert zu haben, um den Krieg zu rechtfertigen. Das muss er natürlich bestreiten.

Welche Folgen wird die Sache für die BBC haben?

Wenn sie standhaft bleibt, wird es ihrem Ruf nützen. Gibt sie jedoch dem Druck der Regierung nach, so dass Köpfe rollen, dann wird es ihr schwer fallen, ihren guten Ruf wieder herzustellen.

INTERVIEW: RALF SOTSCHECK

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