„Wir hatten keine Schutzkleidung“

Drei Jahre arbeitete Eckbert Duranowitsch als Schlosser im Atommülllager Asse. Später bekam er Leukämie

taz: Herr Duranowitsch, wann haben Sie in der Asse angefangen?

Eckbert Duranowitsch: 1987 suchte der damalige Betreiber GSF einen Schlosser für Versuchsaufbauten unter Tage. Ich habe Versuche durchgeführt, Messdaten erfasst, dokumentiert und Druckgeber eingebaut.

Sie wussten, dass die Asse ein Atommülllager ist?

Ich wusste, dass dort Müll eingelagert wurde und dass der mittelradioaktive Müll in der Kammer 8a liegt. Es war aber bekannt, dass er dort absolut sicher ist.

Haben Sie die Laugen bemerkt, die in das Bergwerk laufen?

Die lief in die abschüssigen Tunnel und stand am Ende der Stollen teilweise bis zum First. Die Lauge wurde auch dazu benutzt, um einen Spezialzement für Betonierungsarbeiten herzustellen. Für alle Arbeiten unter Tage wurde diese Lauge verwendet. Es gibt genügend Belege dafür, dass die Laugen radioaktiv belastet sind.

Trugen Sie Schutzkleidung, hatten Sie Dosimeter?

Nein, besondere Schutzkleidung hatten wir nicht. Dosimeter gab es, aber nicht für uns.

Wann haben Sie erfahren, dass Sie an Leukämie leiden?

Im Januar 1999. Symptome wie extreme Müdigkeit und Schwäche waren aber schon vorher da.

Seit wann glauben Sie, dass Ihre Leukämie etwas mit Ihrer Arbeit in der Asse zu tun hat?

Seit mich der damals behandelnde Arzt fragte: ‚Hatten Sie mit Radioaktivität zu tun?‘

Sie werden Ihre Vorwürfe nicht beweisen können.

Nein, dass radioaktive Strahlung Krebs auslösen kann aber schon.

Fordern Sie Rechenschaft oder gar Geld vom ehemaligen Asse-Betreiber?

Jeder, der Blödsinn macht, muss dafür gerade stehen. Das betrifft vor allem den einfachen Bürger. In der Asse passierten unglaubliche Dinge, eine Riesenschweinerei, und die wollen sich jetzt rausmogeln. Das ärgert mich sehr.INTERVIEW: REIMAR PAUL

Fotohinweis:ECKBERT DURANOWITSCH, 46, ist Maschinenschlosser. FOTO: UDO STARKE