berliner szenen Blaue Badehose

Liebe aus zweiter Hand

Die Bühne ist ein Turm aus Beckskisten, die Protagonisten hängen mit Drähten befestigt am Rand, Mengen von Stofftieren bisweilen undefinierbarer Gattungen, alle bei Humana erstanden. Da ist auch Ralf, die Hauptfigur, ein Schwein mit rotem T-Shirt und blauer Badehose. Man trinkt Bier, Wein, plaudert und führt Neulinge in die Handlung der vorhergehenden Folgen ein.

Dann ist der kleine Laden „im blumen“ voll, und „Maike, ich will dich“, die 10. Folge der Schmusetiersoap „Leben in Berlin“, beginnt. Sie ist ganz dem Sehnen gewidmet. Es läuft oder läuft nicht. In jedem Fall aber wird der Jargon der Liebe archiviert: von Maikes „Ich fühle mich echt so wohl mit dir, Ralf – aber ich glaube, ich brauche noch ein bisschen Zeit“ über „Ralf, es tut mir echt Leid, ich wollte dich nicht Frank nennen“ bis hin zu den enigmatischen Hilfen des Sexualtherapeuten van der Felsing „Ihr seid Ying und Yang, heiß und kalt, Feuer und Wasser“. Jede Figur hat eine andere Stimmlage, einen anderen Akzent, so dass die Soap fast als Hörspiel funktioniert. Dort, wo den vom Leben schon gebeutelten Darstellern ein paar Gelenke fehlen, um die ganze Breite ihres Erfahrung ins Spiel zu bringen, setzen die Drahtzieher Andreas Walter und Ulrike Dittrich die eigenen Bewegungen ein. Und irgendwann vermischen sich Schmusetiere, Vortragende und das sanft variierte Stereotyp unentwirrbar.

Auf dem Weg hinaus, vorbei an den Protagonisten, die aufgereiht im Fenster hängen – Ralfs Mutter etwa, ein Igel mit Kopftuch, die sich den Sohn öfter zu Hause in Spandau wünscht –, mag man sich in der Tat fragen: „Hat Rocky bleibende Verletzungen davongetragen? Ist Petra gut mit der Bahn nach Hause gekommen?“ In vier Wochen werden wir es wissen. KATRIN KRUSE