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Archiv-Artikel

Mehr grüner Durchblick am Rübenberge

Uwe Sternbeck ist der zweite grüne Bürgermeister in Niedersachsen. Er will Laternenschein die ganze Nacht

BERLIN taz ■ Es ist ein weiterer, wenn auch kleiner Erfolg für die Grünen. Uwe Sternbeck ist am Sonntag als erster Grüner zum Bürgermeister in der Geschichte des 46.000-Einwohner-Städtchens Neustadt am Rübenberge gewählt worden. Sternbeck ist damit nach dem Bad Harzburger Ralf Abrahams das zweite grüne Stadtoberhaupt Niedersachsens.

Der 41-jährige Sternbeck gewann die Stichwahl mit 50,1 Prozent der Wählerstimmen, das ist ein hauchdünner Vorsprung von 29 Stimmen gegenüber seiner parteilosen Konkurrentin Astrid Waldt. „Ich hätte mir ein klareres Ergebnis gewünscht“, kokettiert der Finanzmanager in der Landesverwaltung, der seinen Beruf nun ruhen lassen wird. Sternbeck wird der erste hauptberufliche Bürgermeister Neustadts.

Den Grund, warum sich die Neustädter letzlich für ihn entschieden haben, sieht Sternbeck in der Tatsache, dass der aus CDU, SPD und FDP bestehende Stadtrat nur eine einzige Kandidatin aufgestellt hatte. „Die Neustädter wollten sich eine Bevormundung nicht gefallen lassen“, sagte er der taz. Aus Protest stellte sich Sternbeck zur Wahl – und bekam den Job.

Er wird nun eine Art Superbürgermeister, denn zu seinem eigentlichen Amt übernimmt er die Aufgaben des Stadtdirektors. Den hatte der Stadtrat Anfang des Jahres gefeuert. Daraufhin hat der Rat mit Hilfe einer Personalagentur die Stelle öffentlich ausgeschrieben und Waldt als auswärtige Wunschkandidatin auserkoren. Zudem bewarben sich, wohl auch von dem B5-Gehalt angezogen, neben den bekannten Lokalpolitikern auch eine Weinhändlerin und der örtliche Bademeister.

Sternbeck ist zwar schon seit 15 Jahren in der Lokalpolitik aktiv, war bisher aber ein Unbekannter. Seine Parteifreunde beschreiben ihn als „freundlichen, ruhigen Menschen“, mit den weiteren Eigenschaften „Verlässlichkeit, gesunder Idealismus und christlicher Glaube“. Er will sich für den Erhalt der Freibäder und der Musikschule einsetzen. Einen originellen Vorschlag hat Steinbeck für die hoch verschuldete Gemeinde: Er will, dass die Laternen wie früher die ganze Nacht durch brennen. Dafür sollen sparsamere Lampen angeschafft werden. Den Durchblick wird Steinbeck brauchen, denn in Zukunft muss er sich gegen den alteingesessenen Stadtrat durchsetzen. SASCHA TEGTMEIER