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Archiv-Artikel

USA öffnen wieder eine Botschaft in Libyen

Wiederaufnahme von Beziehungen im Zeichen der Zusammenarbeit gegen Terror und gegen Sudans Flüchtlingskrise

MADRID taz ■ Die Eiszeit zwischen Libyen und den USA ist endgültig vorbei. Am Montagabend gab das US-Außenministerium bekannt, dass die beiden Länder wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen. Zeitgleich weihte US-Staatssekretär William Burns in Libyens Hauptstadt Tripolis ein „diplomatisches Verbindungsbüro“ ein. Die neue Vertretung muss bis auf weiteres ohne einen Konsularbeamten auskommen und wird nur „beschränktes Personal“ haben. Die USA hatte ihre Botschaft in Libyen vor 24 Jahren geschlossen.

Burns und sein Begleiter Cofer Black, Antiterrorismusverantwortlicher im US-Außenministerium, waren im Rahmen ihres Besuchs mit dem libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi zusammengetroffen. Unter anderem ging es um „das Engagement Libyens im Krieg gegen den Terrorismus“.

Die Annährung zeichnete sich seit längerem ab. Im April 2003 hatte sich Tripolis zu seiner Verantwortung für den Lockerbie-Anschlag von 1989 bekannt und die Familien der Opfer entschädigt. Im Dezember 2003 verzichtete Gaddafi dann auf sein Programm zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen. Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen jetzt kam dennoch überraschend, weil in den letzten Wochen Gerüchte die Runde gemacht hatten, wonach Libyen in ein angebliches Mordkomplott gegen den saudi-arabischen Kronprinzen Abdullah verwickelt gewesen sein sollte. „In diesem Zusammenhang kam auch die jüngsten Behauptungen über Libyen und Saudi-Arabien zum Gespräch“ heißt es in dem US-amerikanischen Kommuniqué zur Wiederaufnahme der Beziehungen nur knapp zu diesem Vorwurf, den Libyen bestreitet.

Bei dem Treffen von Burns mit den libyschen Vertretern ging es auch um Zusammenarbeit bei der Versorgung von Flüchtlingen aus der westsudanesischen Region Darfur im Tschad. Hilfslieferungen der USA und UNO kommen bisher über eine Luftbrücke. Burns versucht nun von Libyen eine Durchfahrterlaubnis zu bekommen, um Lebensmittel aus libyschen Mittelmeerhäfen auf dem Landweg durch die Sahara ins Krisengebiet zu bringen. Das sei leichter, billiger und effizienter.

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