Die Reanimation der regionalen Kulturpolitik

Beim öffentlichen Nachdenken über Landeskulturpolitik in Soest wird das Wiedererstarken eines eigentlich schon abgeschafften Förderkonzeptes gefordert. Der Hellweg will sieben Jahre Arbeit nicht einfach in den Sand setzen

Soest taz ■ Die Reste der rot-grünen NRW-Kulturpolitik haben in den ländlichen Kulturregionen keine Wirkung. Während sich die Kommunen an Rheinschiene und im Ruhrgebiet mit Musentempel-Neubauten und der RuhrTriennale zufrieden geben, kämpfen die restlichen Regionen händeringend um den Erhalt der ehemaligen regionalen Kulturpolitik.

„Gewinner bei den Leuchtturmprojekten ist das Land, nicht die Region“, sagt Axel Sedlarck, Kulturdezernent in Unna. Er beobachtet den Schwerpunkt nordrhein-westfälischer Kulturpolitik argwöhnisch. „Wo ist der Tellerrand, über den wir schauen wollen?“, lautete die Fragestellung eines öffentlichen Nachdenkens über regional und kommunal vernetzte Kulturpolitik in der ehemaligen belgischen Kaserne in Soest am Samstag. „Die regionale Kulturpolitik des Landes hat die RuhrTriennale ermöglicht“, sagt Reinhard Krämer, Gruppenleiter für Soziokultur im NRW-Kulturministerium. Aus „Fördern – auch wenn‘s schwer fällt“, dem zweiten Motto der Veranstaltung des Kulturbüros, macht Krämer lieber „Fördern – wo es leicht wird“ und wirbt gnadenlos für die RuhrTriennale – sie sei die wichtigste Innovation des Landes gewesen. Die anwesenden Künstler der Region sollten sich fragen, welchen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung sie leisten. Nur Strukturen zu erhalten, sei keine Lösung, Qualität müsse im Vordergrund stehen. „Hahnebüchen“ nennt das der Soester Peter Feder, der auf dem Kasernengelände ein Künstlerhaus ins Leben gerufen hat. „Wir sind nur semiprofessionell aus der Not heraus“. Doch Geld ist in vielen Kulturregionen nicht mehr vorhanden.

Die Lösung könnte ein Wiedererstarken der Regionalen Kulturpolitik sein, die beinahe bei den letzten Haushaltsberatungen abgeschafft und im aktuellen Haushalt mit ein paar hunderttausend Euro für zehn Kulturregionen gerade noch erhalten wurde. „Sieben Jahre lang haben wir uns vernetzt und Strukturen gebildet, jetzt wo das langsam greift, soll alles vorbei sein“, sagt Axel Sedlack für die Region Hellweg und Guido Kohlenbach vom Landschaftverband Westfalen-Lippe fordert eine sofortige Wiederaufnahme der regionalen Kulturförderung. Er bietet dafür die personelle Logistik seines Kommunalverbandes an, wenn dieser an den Fördertöpfen des Landes beteiligt werde. „Das wird es mit uns nicht geben“, sagt Krämer. „Die nächste Landesregierung muss bei der Kultur etwas anders machen“, resümiert Oliver Keymis, kulturpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. Nur wenn in der Bevölkerung die Bereitschaft steige, Kultur zu unterstützen, würde sich ein Kampf für mehr Geld lohnen. „Momentan hängt eben alles nur vom Geld ab.“

PETER ORTMANN