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Archiv-Artikel

Von Profis lernen heißt Wettbewerb lernen

Kapitalismus macht auch vor der Schule nicht halt. Für manche Kölner Jugendliche ist nach Schulschluss nicht Freizeit, sondern Praxistest angesagt: In 23 Schülerfirmen lernen die Schüler derzeit ökonomisches Denken und Handeln

KÖLN taz ■ Wie kleine Profi-Unternehmer stehen die Schüler an ihren Ständen, tragen stolz ihr eigenes Firmenlogo auf der Brust und versuchen, mit viel Engagement ihre selbst gefertigten Waren an den Mann zu bringen. Eine breite Produktpalette haben die dreizehn Kölner Schülerfirmen zu bieten, die sich am Samstagmorgen am Olivandenhof getroffen haben, um sich und ihre Waren der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Insgesamt 23 Schülerfirmen gibt es inzwischen in Köln, die außerhalb der regulären Unterrichtsstunden im Cateringservice, in der schuleigenen Schreinerei oder im umwelttechnischen Bereich arbeiten. Da wären zum Beispiel die „Sunworker“ vom Gymnasium Frechen: eine Gruppe junger Physikbegeisterter, die sich zusammengeschlossen haben, um umweltgerechte Produkte zu entwickeln und als Energieberater in Haushalten tätig zu werden. Ihr ganzer Stolz ist ein selbst gebautes Radio im Handyformat, das über Solarenergie betrieben wird. An jedem Freitag nach der Schule treffen sich die „Sunworker“ zum gemeinsamen Tüfteln.

„Dafür bleiben wir gerne mal ein bisschen länger in der Schule, denn das Arbeiten in der Gruppe macht wirklich Spaß“, sagt der 17-jährige Siegfried Lantzberg. Aber auch der Physikunterricht von Lehrer Paul Feltes wird durch die Schülerfirma um einiges interessanter. „Wir müssen ja erst mal wissen, wie Solarenergie funktioniert, um später so ein Radio bauen und verkaufen zu können, und da hört man natürlich in den Physikstunden noch mal ein ganzes Stück genauer hin“, meint Siegfried.

Doch über den Unterricht hinaus gibt es für Lehrer Feltes nicht allzu viel zu helfen: „Das meiste nehmen die Schüler selbst in die Hand.“ Und das ist nicht gerade wenig. Denn nicht nur das Anfertigen von Produkten muss eine Schülerfirma beherrschen. Wie im wahren Leben gehören zu den Schülerunternehmen auch Geschäftsführung, Verwaltung, Marketing und Buchhaltung dazu. „Spiegelbildlich zur Wirtschaft werden hier alle Positionen besetzt“, sagt Harald Grieser vom Schulamt der Stadt Köln.

Unterstützung bekommen die Schülerfirmen dabei von Koordinatoren, die Kontakte in die Wirtschaft herstellen. „Wir versuchen, mit verschiedenen Handwerksinnungen Netzwerke herzustellen, so dass die Schüler beispielsweise mal Betriebe besichtigen können, in Übungswerkstätten mitarbeiten oder auch mal ein Praktikum vor Ort absolvieren“, sagt Walburga Schürmann vom Kooperationsmanagement der Kölner Schulen. Manche Schulen haben gelernte Handwerker aber auch gleich vor Ort. Wie zum Beispiel die Hermann-Gmeiner-Schule mit ihrer Schülerfirma „Make it“. „Hier lernen die Schüler auch von Profis, wie man richtig arbeitet“, sagt Michael Fuhr, stellvertretender Schulleiter. So hat die Schülerfirma schon viel Erfahrung gesammelt und übernimmt inzwischen sogar Aufträge, wie etwa den Aufbau von Spielplätzen oder die Anfertigung von Bühnenverkleidungen.

„Bei all dem Unternehmergeist steht die Betonung jedoch immer auf Schule und nicht auf Firma“, sagt Harald Grieser. So dürfen die Schüler Gewinne nur in geringem Maße erzielen und nicht in Konkurrenz zu „echten“ Unternehmen treten. Das meiste Geld fließt zurück in die Beschaffung von Materialien oder Geräten für den Weiterausbau der Schülerfirmen. „Es springt aber auch eine Klassenfahrt dabei raus, wenn die Schüler gut gearbeitet haben“, so Grieser.

Startkapital erhalten die Schülerfirmen von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Berlin. Später muss sich die Firma jedoch selbst tragen können. „Das ist ein gutes Projekt, denn so lernen die Schüler eigenverantwortlich zu handeln und ökonomisch zu arbeiten,“ so Walburga Schürmann. Stefanie Liebl

Kölner Schülerfirmen im Netz: www.transregio.net/netzwerk