: Unterschiede verwischt
„Work?! Bilderwelten zwischen Beruf und Berufung“: Inhaltlich dünne Kooperation zwischen Kunst Raums des Museums der Arbeit und der Internationalen Foto-Unikat-Postkarten-Aktion (IFUP)
Das Museum der Arbeit hat sich für die zehnte Ausstellung seines Kunst Raums etwas Besonderes ausgedacht und die Hamburger Fotokünstlerin und Erfinderin der IFUP – der Internationalen-Foto-Unikat-Postkarten-Aktion –, Carmen Oberst, zu einer Zurschaustellung von rund 55 Beiträgen der IFUP gebeten.
Diese präsentieren vornehmlich KünstlerInnen aus dem deutschsprachigen Raum. Mit Fotoarbeiten, Installationen und auch Kurzfilmen nähern sich die Beiträge dem Thema: Work?! Bilderwelten zwischen Beruf und Berufung an. Ob bei der Künstlerin Margit Tabel-Gerster in ihrer Reihe „Office“ durch filigrane Handarbeit aus Büroutensilien Schmuck wird, oder an anderer Stelle ein Kurzfilm den Schaffensprozess einer ganzen Gruppe begeleitet, stets geschieht dies eine Spur zu leichtfüßig und augenzwinkernd.
Über das Bild von migrierten Wanderarbeitern, die bei Hitze gebückt ein großes Feld bearbeiten, findet sich da auch schon mal eine ironisch gemeinte Überschrift. Den Einfällen und Ansätzen der KünstlerInnen werden in dieser Ausstellung in keiner Hinsicht Grenzen gesetzt, denn die IFUP funktioniert in dieser Hinsicht sehr niedrigschwellig: Zu einer thematischen Überschrift wird zum Anfang eines jeden Jahres – die IFUP gibt es seit 1995 – um Einsendungen gebeten. Diese wiederum werden am Ende des Jahres ausgewertet, und die KünstlerInnen treten in Kontakt zueinander. Die KuratorInnen im Museum der Arbeit versprechen sich davon, wie sie betonen, einen Dialog zwischen den ausgestellten Kunstobjekten. Außerdem wollen sie anhand der – vornehmlich durch große Zeittafeln festgehaltenen – Eckdaten eine genderspezifische Geschichte der Arbeit präsentieren.
Doch während sich die Zeittafeln den historischen Errungenschaften und auch Niederlagen einer deutschen Frauenbewegung seit 1800 widmen (und in dieser Auseinandersetzung die alte Kritik von Feministinnen, die die Einsätze von nicht deutschen bzw. nicht weißen Frauen ebenfalls gewürdigt sehen wollen, einfach unberücksichtigt bleibt), kommen die Beiträge der IFUP mitunter zu schillernd daher. Dabei drohen in den vielen Exponaten die inhaltlichen Unterschiede zwischen bezahlter und unbezahlter, zwischen sichtbarer und unsichtbarer, zwischen gesellschaftlich anerkannter und als Reproduktionsarbeiten abgehandelten Tätigkeiten, kurz: eben jene Unterschiede, die Feministinnen überhaupt erst sichtbar gemacht haben, zu verschwinden. Für den von den OrganisatorInnen angedachten Dialog der Kooperation müssen die BesucherInnen daher leider selbst sorgen. Jonas Berhe
Mo 13–21, Di–So 10–17, So 10–18 Uhr, Museum der Arbeit, Wiesendamm 3; bis 1.8.