Vorlesen soll Appetit aufs Lesen machen

Die Aktion „LeseWelten“ will Kölns Kindern und Jugendlichen die Lust auf Bücher vermitteln. Ziel ist eine Vorlesestunde wöchentlich – in jeder Kölner Stadtbücherei. Ein Knabberartikel-Unternehmen spendiert dafür 10.000 Euro

Köln taz ■ „Ich unterstütze die ,LeseWelten‘, so gut ich kann“, sagte Deutschlands bekannteste Leseanimateurin Elke Heidenreich, packte fünf Boxen mit je sechs Hör-CDs aus und überreichte sie den Organisatoren, die die Aktion am Montag in der Kölner Zentralbibliothek vorstellten. „Die können Sie Kindern schenken, die es nötig haben.“ Doch es geht nicht um Hör-CDs, sondern um „leibhaftige“ Vorleser: Zehn EhrenamtlerInnen stehen bereit, um in Kölns Stadtbüchereien bei Kindern und Jugendlichen durch Vorlesen die Lust am Selberlesen zu wecken. Denn, so Heidenreich, „nur so können wir die Welt erfahren“.

„Nicht nur die materielle, sondern auch die geistige Zukunft unserer Jugend ist wichtig“, sagte Hausherr Horst Neißner. Spätestens nach den schlechten Ergebnissen der Pisa-Studie müsse in Deutschland „die Leseförderung hohe Priorität“ haben. Deshalb begrüßt er, dass das Kölner Knabberzeug-Unternehmen Intersnack die „LeseWelten“ mit zunächst 10.000 Euro unterstützt. Davon werden unter anderem die Vorleser geschult.

LeseWelten soll es regelmäßig geben. Heute beginnt es um 15 Uhr in der Stadtteilbücherei Nippes, zunächst nur monatlich. Mittwoch, 16 Uhr, ist ab morgen der feste wöchentliche Vorlesetermin in der Zentralbibliothek am Neumarkt. In Neu-Brück geht es am Donnerstag, 15.30 Uhr, los. Auf 20 Minuten Vorlesen soll eine Gesprächsrunde folgen. „Das hilft, das Gehörte zu verarbeiten, und beim Sprechen entdecken die Kinder die Sprache und ihre eigene Phantasie“, gibt Nanni Meißner, Projektkoordinatorin bei der Kölner Freiwilligen Agentur, die Lernziele vor. Sie hofft, dass sich genug Vorleser melden, damit die LeseWelten möglichst bald jede Woche in allen elf Kölner Stadtbüchereien stattfinden.

Der 51-jährige Kaufmann Ulrich Blumentritt freut sich schon auf seinen ersten Auftritt. Er setzt dabei nicht nur auf seine Erfahrung als Mitspieler im Laientheater „Kumede“, sondern auch auf seine Erfahrung als Vater. „Als mein Sohn klein war, habe ich ihm abends regelmäßig vorgelesen. Jetzt studiert er Mathematik und das Lesen von Büchern ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.“ Jürgen SCHÖN

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