Gewinne der Konzerne steigen stark

Nicht nur die großen US-Firmen schwimmen in Geld, auch europäische und bald vielleicht deutsche Unternehmen

BERLIN taz ■ Während Politiker und neuerdings auch manche Gewerkschaften für erhöhte Verzichtbereitschaft werben, befinden sich die Gewinne europäischer und US-amerikanischer Großunternehmen derzeit auf einem Höhenflug. Dies berichtete das Handelsblatt gestern auf der Grundlage von Berichten verschiedener kommerzieller Finanzdatenanbieter.

Die Gewinne der 500 größten US-amerikanischen Unternehmen stiegen in diesem Jahr gemessen am Bruttoinlandsprodukt auf ein 35-Jahres-Hoch. Schon das erste Vierteljahr war ein Rekordquartal. Im zweiten Quartal 2004 haben die im US-Aktienindex Standard & Poor S&P 500 vertretenen Großunternehmen gut 26 Prozent mehr verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2004 betrug der Gewinnzuwachs übrigens 27,5 Prozent.

Die Gewinnerwartungen für die 50 EU-Großkonzerne im Aktienindex Euro Stoxx 50 liegen nach Berechnungen der französischen Datenanbieters JFC ähnlich hoch wie in den USA: Auch die Gewinne der europäischen Riesen könnten in diesem Jahr um rund 20 Prozent steigen.

Die deutschen Unternehmen waren im Europavergleich der Unternehmensgewinne bisher keine Spitzenreiter. In absoluten Zahlen war der Energiekonzern E.on 2003 der einzige deutsche Kandidat in der Liga der zehn gewinnträchtigsten Unternehmen Europas. Er lag mit 4,65 Milliarden Euro Gewinn nur auf Platz acht. In Deutschland stand der Mobilfunker Vodafone D2 mit 3,6 Milliarden Euro an zweiter Stelle, gefolgt von Siemens mit 2,445 Milliarden Euro – nach Steuern.

Allerdings können sich auch die deutsche Großunternehmen Hoffnung auf große Gewinnsteigerungen machen. Der Finanzdaten-Spezialist Ibes erwartet für die im vergangenen Jahr oft von Verlusten geplagten 30 größten deutschen Unternehmen im deutschen Aktienindex Dax einen Gewinnzuwachs von 54 Prozent in diesem Jahr und noch einmal 21 Prozent für 2005. Hauptgrund: Der Wert des Euro stieg nicht mehr so stark wie noch in den Vorjahren. Exporte in den Dollarraum verteuerten sich also weniger. Mit den Exportbedingungen könnten sich nun die Unternehmensgewinne erheblich verbessern.

Doch dies gilt nicht für den weniger exportorientierten deutschen Mittelstand. „Von der wachsenden Exportnachfrage profitieren vor allem die Großunternehmen“, sagt Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Das seien in Deutschland nur etwa ein Prozent aller Unternehmen. Schon in der Vergangenheit betrug die Umsatzrendite von Großunternehmen nach Angaben von Dierck Hirschel, Chefökonom des Deutschen Gewerkschaftsbundes, etwa das Vierfache der Umsatzrendite des Mittelstands.

Aktuelle Übersichtszahlen zu Gewinnentwicklungen deutscher Unternehmen sind jedoch aus nichtkommerzellen Quellen kaum erhältlich. Das statistische Bundesamt veröffentlicht die Zahlen nicht mehr. Und die Zahlen der Bundesbank sind mindestens zwei Jahre alt.

MICHAELA KRAUSE