: Jugendarbeit ist Stadtteilarbeit
Die freien Träger und Einrichtungen der offenen Jugendarbeit wollen am Wochenende für den Erhalt der Kölner Jugendhäuser demonstrieren. Die sind eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Eltern
VON Stefanie Liebl
Sechs Jugendhäuser wurden in Köln bislang per Ratsbeschluss geschlossen, weiteren zehn Häusern droht durch Einsparungsmaßnahmen der Stadt im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2006 das Aus. Doch die Jugendzentren geben nicht klein bei: „Solange wir das noch können, werden wir für unsere Einrichtungen kämpfen, auch wenn wir heute nicht wissen, ob es uns nächstes Jahr überhaupt noch gibt“, sagt Fabian Schmitz vom Jugendzentrum „Teentown“ in der Mülheimer Stegerwaldsiedlung. Am Wochenende wollen die in der AGOT (Arbeitsgemeinschaft „Offene Tür“ in Köln) zusammengeschlossenen freien Träger und Einrichtungen der offenen Jugendarbeit für den Erhalt der Jugendhäuser demonstrieren. Das Aktionswochenende startet Freitag mit einer Auftaktveranstaltung in den Räumen des Jugendcafés Chorweiler.
„Eigentlich sind all unsere Einrichtungen unverzichtbar, auch die, die inzwischen schon längst nicht mehr existieren“, sagt Schmitz. Der Jugendhausleiter weiß um die Bedeutung seiner Einrichtung für einen gesamten Stadtteil. Rund 70 Kinder und Jugendliche kommen täglich ins „Teentown“ und bekommen hier neben einem organisierten Freizeitangebot auch Hilfe bei den Hausaufgaben oder Unterstützung beim Bewerben. Und was noch wichtiger sei, so Schmitz: ein warmes Essen, denn auch die Ernährung sei bei vielen Kindern mangelhaft. „Wir sorgen dafür, dass sie ihre Freizeit in den Vierteln organisiert verbringen können. Wenn das nicht mehr möglich ist, kann ein Stadtteil auch mal komplett kippen“, sagt der Pädagoge.
Aber nicht nur für Kinder und Jugendliche sind die Einrichtungen vor Ort eine wichtige Anlaufstelle. Auch die häufig überforderten Eltern sind auf die Jugendhäuser angewiesen. „Unsere Arbeit geht weit über die Jugendbetreuung hinaus. Oft kommen auch Eltern zu Beratungsgesprächen in unsere Häuser. Die wollen sich dann einfach mal aussprechen oder erwarten Unterstützung und Tipps bei der Kindererziehung. Viele Eltern sind oft so überarbeitet, dass sie das nicht mehr alleine leisten können“, sagt Schmitz.
Mit rund 70 Besuchern am Tag gehört „Teentown“ zu den kleineren Jugendhäusern. Bei den größeren Häusern der AGOT kommen teilweise bis zu 200 Kinder am Tag. AGOT-Betreuer arbeiten inzwischen eng mit der Polizei zusammen, „damit wir direkt auf gefährdete Jugendliche einwirken können, bevor etwas passiert“, so Schmitz. Um aber auch weiterhin präventiv eingreifen zu können, brauchen die Häuser Planungssicherheit.
Einen kleinen Erfolg hat die AGOT schon zu verzeichnen. Durch eine Volksinitiative, bei der sich insgesamt 174.553 Bürger Nordrhein-Westfalens mit ihrer Unterschrift für abgesicherte Rahmenbedingungen der Kinder- und Jugendarbeit ausgesprochen haben, ist die Politik auf die Jugendzentren aufmerksam geworden. „So scheint beschlossen, dass ab 2006 ein fester Teil des Landeshaushaltes für die Jugendarbeit garantiert werden soll“, sagt Fabian Schmitz. Mit ihrem Aktionswochenende wolle die AGOT noch einmal auf sich aufmerksam machen und zeigen, „wie wichtig wir für die Zukunft von Köln sind“, meint Pädagoge Schmitz.
Infos unter: www.agot-koeln.de