Lieber zur Arbeit als krankgeschrieben

DAK-Gesundheitsreport 2004: Bremer seltener krankgeschrieben. 13.000 Arztbesuche nur für „gelben Schein“

bremen taz ■ Bremer Arbeitnehmer haben sich 2003 seltener krankschreiben lassen als noch im Jahr zuvor. Das geht aus dem gestern vorgestellten Gesundheitsreport der DAK hervor, der sich auf Daten von DAK-Versicherten stützt. Die Krankschreibungs-Quote sank von 3,5 (2003) auf 3,4 Prozent. Damit liegt der Bremer Krankenstand geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt. Vergleichsweise oft ließen sich Mitarbeiter im Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung krankschreiben.

37 Prozent der Bremer Atteste 2003 befreiten Arbeitnehmer für maximal drei Tage. Ein Drittel häufiger als im Bundesschnitt diagnostizierten die Ärzte in diesen Fällen eine Bronchitis. Die Ursache dieser Diskrepanz ist unbekannt.

Auffallend ist weiter, dass Bremer Teenies sich dreimal häufiger für ein paar Tage krankschreiben ließen als ihre über 60-jährigen Kollegen. Im Bundesschnitt ist dieser Unterschied allerdings noch deutlicher ausgeprägt. Teenies lassen sich dort fünfmal häufiger kurz krankschreiben als Senioren über 60.

Viele Arbeitnehmer seien schlecht informiert, wann sie überhaupt ein ärztliches Attest bräuchten, sagte Judith Berger vom Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung, das den Gesundheitsreport erstellte. Laut Gesetz ist der gelbe Schein – außer in begründeten Ausnahmen – erst am vierten Tag erforderlich. Dennoch glaube die große Mehrheit, dass diese Pflicht in ihrem Betrieb schon ab dem dritten, zweiten oder gar ersten Krankheitstag bestehe. „Das hängt mit dem Misstrauen von Personalverantwortlichen gegenüber Arbeitnehmern sowie zwischen Kollegen zusammen“, vermutet Berger. Eine entspanntere Einstellung zur Attestpflicht könne die Zahl unnötiger Arztbesuche verringern. 13.000 waren es 2003 allein in Bremen, einziger Zweck: ein Attest abholen. Axel Domeyer