: Regierung hält Afghanistan-Pläne geheim
Keine Bestätigung, aber auch kein Dementi zu Berichten über Aufstockung des Bundeswehreinsatzes außerhalb Kabuls. General warnt vor Risiken. Sicherheit der Soldaten habe „oberste Prioriät“, sagt ein Regierungssprecher
BERLIN dpa/ap ■ Im Bundeskanzleramt wird offenbar ein stärkeres Engagement der Bundeswehr in Afghanistan erwogen. Es gebe noch keine Festlegung auf eine Erweiterung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan, betonte allerdings ein Regierungssprecher am Wochenende.
Der Spiegel hatte berichtet, das deutsche Kontingent könnte durch 200 zusätzliche Soldaten für den Einsatz außerhalb der Hauptstadt Kabul aufgestockt werden. Die Bundesregierung werde erst nach Auswertung des Berichts des Erkundungsteams beschließen, ob es zu einem verstärkten Engagement der Bundeswehr zur Verbesserung der Sicherheitslage und zur Stärkung der Regierung von Präsident Hamid Karsai kommen werde, sagte der Regierungssprecher. Die Sicherheit der Bundeswehrsoldaten werde dabei „oberste Priorität“ haben. Mit einer Entscheidung wird im September gerechnet. Nach dem Spiegel-Bericht erwägt das Kanzleramt, rund 200 Soldaten als Bestandteil einer Truppe der „Regionalen Wiederaufbauteams“ in die Provinz zu entsenden, um auch dort Sicherungs- und Patrouillenaufgaben zu erfüllen. Dazu würden womöglich auch andere Standorte als die bisher geprüften untersucht. Bei der Bundeswehr werde jedoch vor dem damit verbundenen Risiko gewarnt.
Der Dreisternegeneral Friedrich Riechmann, der im Juni das Erkundungsteam der Bundesregierung in Afghanistan leitete, rate von den Standorten Herat und Ghasni ab, schreibt das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht. Ghasni sei zu gefährlich, Herat zu weit weg von Kabul. Einzig die Stadt Charikar 50 Kilometer nördlich von Kabul halte Riechmann für geeignet. Der Einsatz einer gemischten Truppe aus deutschem Militär und Entwicklungshelfern dort könne die „Sicherheitslage Kabuls deutlich verbessern“.
Das Konkurrenzmagazin Focus berichtet unterdessen von einem „noch geheimen Plan“ der Bundesregierung, wonach die Bundeswehr ihr Afghanistan- Kontingent um 800 bis 1.000 Soldaten verstärken soll. Dies entspreche der Absicht der Vereinten Nationen, das Mandat der Isaf-Schutztruppe mit Nato-Kräften auf die Provinzen auszudehnen. Die Berliner Planung konzentriere sich auf Dschalalabad, das Zentrum der Unruhe-Provinz Nangarhar 120 Kilometer östlich von Kabul. Die Hochgebirgsgrenzprovinz zu Pakistan gilt als Rückzugsgebiet von Taliban- und Al-Qaida-Terroristen sowie des gegen die Regierung in Kabul operierenden Milizenführers Gulbuddin Hekmatjar.