: berliner szenen Feuchte Freibadspiele
Was tun bei Erektion?
Wer an den See fährt oder noch weiter, an einen richtigen Strand, möchte als Lohn für seine Mühen am liebsten allein sein – vielen Menschen ist dieses Gefühl sogar ein Flugticket um die halbe Welt wert. Im Freibad verhält es sich genau umgekehrt. Hier muss der Duft von Pommes und Sonnenöl und das Jauchzen arschbombender Teenager so präsent sein, dass man auch nach einem kleinen Mittagsschlaf sofort weiß, wo das Hirn gerade schmilzt. Menschenmengen, die in der U-Bahn oder im Park für Aggressionen sorgen, verbreiten Entspannung und gute Laune – dank der Bademeister gibt es keine Bongospieler, und selbst die im öffentlichen Leben sonst gar nicht wohlgelittenen Pubertierenden tragen ihr Scherflein zur Unterhaltung bei.
Richtiggehend informativ war das Gespräch vier arabischstämmiger, etwa 17-jähriger Jungs im Prinzenbad, die sich ohne Scham und mit großer Ernsthaftigkeit darüber austauschten, wie man mit Erektionen umgeht – einer wohl zwangsläufige Folge des beliebten Freibadspiels, bei dem Mädchen, auf Jungenschultern sitzend, versuchen, andere Mädchen von den Schultern anderer Jungs zu schubsen. Dieses Spiel wird für einen stabileren Stand meist im Nichtschwimmerbecken gespielt, und wenn die Mädchen sich ausgetobt haben, stehen sie am Beckenrand und schreien: „Bist ’n Baby, oder was?“, weil die Jungs im kinderwarmen Wasser rumdümpeln. Wegen der Erektion natürlich. Deswegen müssen sie danach ins kalte Becken. Weil man sich bei einem gewagten Hechtsprung wahrscheinlich den Bauch aufschlitzen würde, rennen sie mit nach vorne geklapptem Oberkörper und ausgestreckten Armen los. Wie beim Anlauf für einen richtig tollen Köpper.STEPHANIE GRIMM